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"Mensch, der du dieses findest, preise Allah für seine Gnade. Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln und versteht auch die Sprache der Tiere.

Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche jenes Wort; aber hüte dich, wenn du verwandelt bist, daß du nicht lachest, sonst verschwindet das Zauberwort gänzlich aus deinem Gedächtnis, und du bleibst ein Tier."

Zur Erzählung: Die Geschichte vom Kalif Storch aus dem Märchen-Almanach auf das Jahr 1826

Wilhelm Hauff (1802-1827)

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Gedanken zum Mai 2003

Monat Mai
 
Junges Blattgrün erfrischt unsere Augen. Durch das Immergrün der Tannen, Fichten oder Kiefern in der märkischen Landschaft schimmern knospende Birkenzweige. Es gibt nicht nur ein Grün, sondern Grün in unendlich vielen Abstufungen und Variationen; mal dunkler, mal heller, mal mehr mit Braun, mal mehr mit Gelb vermischt. Es kann matt, samtig oder voller Glanz sein ...

"(...) Ich weiß, dass man im Fernsehen nicht die wirklichen Bilder vom Krieg sieht, weil man das Leid der Menschen nicht annähernd abbilden kann", sagte Bundespräsident Johannes Rau in der n-tv Sendung "Maischberger" am 31. März. Die Berichte vom Irak-Krieg weckten in ihm schlimme Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, der am 8. Mai 1945 nach der Nazi-Kapitulation in Europa endlich vorbei war.
Unsägliches Leid wird in unseren Tagen sichtbar an Ali Ismaeel Abbas, einem 12jährigen irakischen Jungen, der am Montag, dem 7. April, als starke US- Panzerverbände mit Luftunterstützung erstmals in die Machtzentren des irakischen Regimes in der Hauptstadt vorstießen, zu einem der vielen unschuldigen Opfer des Krieges wurde. Bei diesem Bombenangriff verlor er seine Eltern und andere Angehörige seiner Familie. Um zu verstehen, von welchem Schmerz eigentlich die Rede ist, sehe man sich das Bild des Jungen mit seinen zwei Armstümpfen, nur behelfsmäßig verbunden, in einem der Krankenhäuser an. Die Notlage der vielen zivilen Leidtragenden und des medizinischen Personals, für den Angriff der USA-Administration auf das Saddam-Regime vorausgesagt, spitzte sich in jenen Tagen immer mehr zu. In einer Leser-Zusendung an die britische Tageszeitung "Mirror" vom 13. April hieß es: "Nachdem ich eure Geschichte über Ali gelesen hatte, weinte ich vor Ärger und Verzweiflung. Ich bin ein erwachsener Mann und habe seit Jahren keine Träne mehr vergossen, aber diese Geschichte war zu schwer zu ertragen."
Nun müssen wir alle dazu beitragen, dass das Wissen darüber nicht aus der Weltöffentlichkeit verschwindet.
Bilder und Berichte in den Medien, ein Spendenaufruf vom "Mirror" und der bewegende Brief an "Dear Mr Prime Minister and Mr President" vom 14. April retteten Ali das Leben. Mit einfachen Erklärungen, sie sind bekanntlich die wahrsten, beschrieb die irakische Krankenschwester Fatin Sharhah die lebensbedrohende Situation des verzweifelten Jungen und bat vom "Grunde ihres Herzens" darum, einen der Hubschrauber oder Flugzeuge über Bagdad dazu zu verwenden, Ali nach Kuwait auszufliegen, da er sonst an den Folgen einer Blutvergiftung sterben würde.
Unter der Rubrik "Das Neueste" auf der Startseite unseres Programms vom Monat April setzten wir die Informationen "Aktuelles im Irak" mit dem Link zum "Mirror" zusammen und nutzen, was schon so oft erfahren: Wir begreifen leichter, was unsere Sinne anrührt.
Ali weckt unsere Erinnerungen an Nkosi Johnson aus Südafrika, der am 1. Juni 2001, erst 12 Jahre alt, an den Folgen von Aids starb. Nkosi Johnson war nur EIN Junge unter den Millionen AIDS-Waisen in Afrika. Analog dazu, es gibt noch sehr viele Ali Abbas, denn, wie in der Sendung MONITOR am 24. April berichtet wurde, leiden und sterben nach dem Krieg die Menschen, insbesondere Kinder, im Irak weiter.
Wie wird Ali mit seinen Verletzungen umgehen? Welche Fragen wird er stellen? Auch: Welche Macht haben die Bilder vom grausamen Kriegsgeschehen und wo liegen die "Fallen der Berichterstattung"?
Das sind mögliche Impulse für Gespräche/Schreibaufgaben nach den Osterferien. So kann Unterricht, auch in der fremden Sprache, zu einem Ort der menschlichen Begegnung werden und setzt Kräfte frei, die Wirklichkeit wirksam mitzugestalten.

Ein Jahr ist seit dem Amoklauf eines Schülers im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt vergangen. Unser Dossier zu diesem Ereignis ist seit Monaten gefüllt mit Materialen über Schule, Waffen, Gewalt und Moral in den Medien. Die Sprachübung "Verwenden Sie zum Ausdruck von Empfehlungen und Vorschlägen der Politiker das passende Modalverb und den Konjunktiv II" ist ein guter Anlass dafür, zu überprüfen, was im vergangenen Jahr in Bezug auf Verschärfung des Waffenrechts, Prüfung von Gewalt-Spielen und der Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die neuen Medien durch Eltern und Schule geschehen ist. Forschungsaufträge liegen vor zur kritischen Sichtung des überarbeiteten Thüringer Schulgesetzes, des Waffengesetzes, das ab 1. April 2003 in Kraft getreten ist, und zum Jugendmedienschutz.
Bei einer Befragung "Was meinen Sie: Ein Jahr später - genügen neue Gesetze?" häufen sich die Stichwörter: Verständnis und Hilfe, Toleranz aufbauen, Gleichgültigkeit abbauen, zuhören lernen, verstehen lernen. Aber auch Skepsis, ob Gesetze und Regelungen wirklich die "vielfache Gewalt" in unserer Gesellschaft eindämmen können. Wir verweisen auf Reflexionen über Probleme von Bürger und Staat von Marion Gräfin Dönhoff in unseren Gedanken zum Monat Mai vom vergangenen Jahr. Und können nur weiter kritisch bei Politiker/-innen, Unternehmensleiter/-innen, Schriftsteller/-innen, Mitarbeiter/-innen der Theater, bei Medienleuten, Männern und Frauen der Kirche und vielen anderen Persönlichkeiten aus den verschiedensten Lebensbereichen suchen und sammeln, wie sie bestimmte Verhaltensnormen nicht nur propagieren, sondern auch leben. "Eine Gesellschaft, die nicht über einen ethischen Minimalkonsens verfügt, (...) wird mit der Zeit zerbröseln", so Helmut Schmidt in seinen Überlegungen über den Einzelnen und die Gesellschaft in Deutschland (Aus: Die Mittwochsgesellschaft vom 25. September 1996, herausgegeben von der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart).

Die schon oben erwähnte Sendung vom Fernsehen WDR MONITOR rückt eine neue gewaltbelastete Problemzone in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit: Mobbing - Der Psychokrieg im Klassenzimmer. Peter Schran berichtet, dass jeder zehnte Schüler Opfer von Hänseleien sei, die sich zu einem regelrechten Psychoterror entwickeln können und dass das Phänomen Mobbing zunehme. Zum Opfer werde man leicht: die falsche Kleidung, Herkunft, Ausdrucksweise oder Hautfarbe. Wer im Klassenverband auffalle und den Ansprüchen von Gleichrangigkeit und Gleichförmigkeit nicht genüge, werde schnell zum Außenseiter. Hier sehen wir wie bei anderen Themen unseres Programms eine Möglichkeit zum Erfahrungs-Austausch zwischen den Nutzer/-innen, in diesem Fall über Anti-Mobbing-Training, das nicht nur eine Notwendigkeit in deutschen Schulen zu sein scheint. Im Rahmen unseres Themenblocks Arbeit & Finanzen überarbeiten wir die Lerneinheit "Mobbing am Arbeitsplatz" und untersuchen dabei den "Mobbing-Report" 2002 aus der Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Bezug auf themenrelevantes Sprachmaterial. Mit der Aufnahme echt menschenfeindlicher Erfahrungen als Lebensstoffe in den Lernalltag setzen wir fort, zu wesentlichen Konfliktfeldern der heutigen Zivilisation vorzudringen. Dabei ist zu beobachten: In der Suche nach Antworten wird das Subjekt von Lernenden und Lehrenden stark gefordert.

Auch im folgenden Teil unserer Gedanken zum neuen Monat geht es nicht nur um objektive nackte Zahlen. Der Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum 1. Mai 2003 "Reformen Ja! Sozialabbau Nein Danke!" trifft in das Zentrum der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Mit seiner Regierungserklärung vom 14. März 2003 hat Bundeskanzler Schröder einen neuen Begriff eingeführt: die "Agenda 2010". Hier gilt es für die Deutschlernenden viel zu klären. Was ist erfasst im Kontext von Sozial- und Arbeitslosenhilfe? Was ist unter "Kündigungsschutz in Kleinbetrieben", neuer "Sozialauswahl", "Steuerbelastung für Kleinbetriebe" u.a. zu verstehen? Kritik aus den eigenen Reihen erhielt die Regierung von den Grünen aus den Basisbereichen und den so genannten SPD-Rebellen. Das sind jene Parlamentarier, die mit Schröders Reformwerk nicht einverstanden sind und ein SPD-Mitgliederbegehren initiiert haben. Gemeinsame Grundlage ihres Protests ist die Forderung, auch die wirtschaftlich Stärkeren in die nötigen Sozialreformen einzubinden und das Ziel - Soziale Gerechtigkeit - nicht preiszugeben.
Aus den Reden und Aktionen rund um den 1. Mai herum werden wir Material sichten, das unser Arbeitsfeld "Wirtschaftlicher Wandel und soziale Sicherheit" vergrößert. Auch hier wird ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern nützlich sein. Unsere ausländischen Lernenden bringen ein, ob und warum in ihren verschiedenen Ländern offensichtlich mehr Arbeitsplätze entstehen, wo die Lohnzusatzkosten niedriger sind. Im Zentrum wird stehen, welche sozialen Lebensprobleme sich daraus für die Menschen ergeben. Daran schließt sich die Debatte, was in den Familien und Haushalten passiert, wenn die sozialen Sicherungssysteme nicht mehr fast ausschließlich aus Erwerbseinkommen finanziert werden.
Das Erlernen des entsprechenden Wortschatzes vollzieht sich wieder nicht beiläufig, sondern nur durch vielfältige, abwechslungsreiche Zugänge. Sie betreffen die Bereiche Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Steuern, Gesundheit und Rente, Umwelt, Familie und Kinder, Integration und Zuwanderung, Bildung und Forschung sowie den Bereich Bürokratieabbau.

Für all das können wir uns einen produktiven Anstoß holen bei Peter Weiss, (geboren 1916 in Nowawes bei Berlin, wohnhaft seit 1939 im schwedischen Exil, wo er am 10. Mai 1982 verstarb), Autor des autobiographisch-zeitgeschichtlichen Werkes "Ästhetik des Widerstands":

"Kultur ist: zu wagen. Lesen zu wagen, zu wagen, an eine eigene Ansicht zu glauben, sich zu äußern wagen." (P. Weiss, Notizbücher 1971-1980 Erster Band. edition suhrkamp 1067, S. 233)

Ein Glas Maibowle, vielleicht mit Freunden in solchem Gespräch, auf den Wonnemonat Mai,

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