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"In Europa ging über den jahrzehntelangen Status quo des Kalten Krieges ein Erdrutsch hinweg, für den es kein Beispiel in der Geschichte gab. Seine Kraft war unaufhaltsam. Niemand hatte ihn so planen können, wie er kam. Keiner konnte klar übersehen, wo er münden würde. Um so entscheidender war es, seine Dynamik zu begreifen, ihn im Rahmen des Möglichen zu kanalisieren und auf einen guten Weg zu lenken."
Aus: Richard von Weizsäcker, Vier Zeiten. Erinnerungen, Siedler Verlag 1997, S. 369

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Gedanken zum Oktober 2003

Monat Oktober
 
Ich denke heute wieder an die Stadt mit den schönen Kastanienbäumen, eine kleine Stadt in Brandenburg. Das saftige Grün der Bäume wechselt - so beobachtet die Umweltstiftung WWF - in diesem Jahr Besorgnis erregend früh in herbstliches Gelb. Die Umweltschützer machen darauf aufmerksam, dass der Laubfall aufgrund der ungewöhnlich starken und lang andauernden Hitze- und Trockenperiode in diesem Sommer in den europäischen Wäldern bereits bis zu acht Wochen früher als gewöhnlich eintrat ...

"Die Schule geht zu Ende, und was mache ich nun?", schrieb vielleicht manch ein sechszehnjähriger Schüler in sein Tagebuch, der nach der zehnten Klasse die Schule verließ. Zu den dringenden Problemen in jedem Herbst gehört die berufliche Bildung der Schulabgänger, sprich, jedem einzelnen Jugendlichen bis Jahresende eine Ausbildungschance zu verschaffen.
Die Post-PISA-Bewegung erreichte zumindest ein verstärktes Bündnis zwischen der Wirtschaft (Deutscher Industrie- und Handelskammertag DIHK, Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH]) und Bildungseinrichtungen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) u.a. Auf diese notwendige Basisentscheidung gründete sich schon unsere Sprachübung "Bildungs-Spezial" vom Anfang des Jahres 2002: Deutschlands Unternehmen sind sich bewusst, dass Investitionen in den Bildungsstandort gleichzeitig Investitionen für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind, so verlautbaren ihre Pressestatements.
Neben dem Programm, durch Ganztagsschulen eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsqualität sowie "eine neue Lernkultur" an den deutschen Schulen zu schaffen, werden seit Beginn des Jahres seitens der Institutionen von Bildung, Wirtschaft und Arbeit verstärkt Anstrengungen unternommen, die Aus- und Weiterbildung zu forcieren. Leitwort dabei ist: Berufliche Bildung ist Kapital - für die Jugendlichen wie auch für jeden einzelnen Betrieb.
Unsere neue Sprachübung zur beruflichen Bildung der Schüler/-innen in Deutschland (eine Ergänzung zu unserem bestehenden Spezial "Bildung & Erziehung"), muss die Vernetzung der Systeme Schule, differenzierte Berufsausbildung, verschiedene Branchen, in denen diese Berufe später ausgeübt werden, reflektieren. Sie fördert damit ein flexibles Sprachtraining. Je nach Akzent erfolgt es in den verschiedenen Themenfeldern: etwa bei "Bildung & Erziehung" oder "Wirtschaft & Arbeit". Auf diese Weise organisieren wir Lerneinheits- sowie Lerner-Kooperationen.
Prozessorientiertes Lehren und Lernen bedeutet im Kontext des angesprochenen Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt auf solche Fragen einzugehen: Wie stark ist die berufsorientierende Funktion der allgemeinbildenden Schule ausgeprägt? Wie optimal ist die Vorbereitung auf die Berufswahl?

In Deutschland - und das kann zu einem sehr interessanten Erfahrungsaustausch bzw. Wertestreit weltweit führen - haben viele Lehrstellenbewerber/-innen nach Ansicht der Wirtschaft erhebliche Defizite in puncto Benehmen. Hier warten wir auf Beiträge in den großen deutschen Zeitungen, u.a. in der "Die Zeit", in denen die Verhaltensqualitäten der Kinder und Jugendlichen sicher auch als ein Spiegelbild der Gesamt-Gesellschaft betrachtet wird, oder, die auf Berührungsängste verweisen, die seit Jahrzehnten, insbesondere in den 68er Jahren, mit dem Begriff "Erziehung" vorgeherrscht haben.

Seit der Wiedervereinigung 1990 wird in Deutschland die Frage gestellt, ob und inwieweit die neuen Länder integriert sind. Es wird meist nur als eine Frage der Anpassung verstanden, und der Maßstab dafür wird oft nur in Wohlstand und Konsum gesehen. Natürlich nicht zu vergessen: die Spielregeln der Demokratie. Die Integration gilt als gelungen, wenn der "Neubürger" nicht wie ein "Ossi", sondern wie ein "Wessi" aussieht! Und sich auch so verhält.
Eine Bestandsaufnahme zu Beginn des 14. deutsch-deutschen Jahres steht uns bevor.
Zu Anfang unseres Online Sprach-Programms ging es uns 1999 um ein wachsendes "Verständnis füreinander" eingedenk des beunruhigenden Ausspruchs von Peter Schneider schon 1982 in der Erzählung "Der Mauerspringer": „Die Mauer im Kopf einzureißen, wird länger dauern als irgendein Abrissunternehmen für die sichtbare Mauer braucht." In der erzgebirgisch-sächsischen Industriestadt Chemnitz gab es z. B. deshalb schon seit 1995 einen "Ost-West-Club", um Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschen zu fördern.
An Fragen, wie "Finden Sie die Unterscheidung zwischen Ost und West noch zeitgemäß?" oder "Interessiert es Sie stark, wie Ost und West zusammenwachsen?" u.a. schließen sich ein Jahr später - im 10. Jahr - Überlegungen über ökonomische Aspekte der Vereinigung an. Nach Einschätzung von ifo-Präsident Hans Werner Sinn etwa im Jahr 2000 war die deutsche Wiedervereinigung wirtschaftlich misslungen.
Spätestens seit der Äußerung von Jenoptik-Chef Lothar Späth in der MDR-Wirtschaftsmagazin Umschau am 17. Oktober 2000 wird die Weststeuerung der Ost Betriebe kritisiert: Ostdeutschland muss Selbstbewusstsein und Wachstum aus sich selbst schaffen. Darüber, welche ostdeutsche Firma "tief im Minus" steckt oder gerade den Umsatz gesteigert hat, erfahren wir u.a. ausführlich beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Unsere Untersuchungen über ostdeutsche Produkte, die sich "aus der Nische an die Spitze" heraufgearbeitet haben, ergänzen wir regelmäßig durch die aktuelle und umfangreiche Dokumentation zu ausgewählten Firmen: Unternehmen in Mitteldeutschland.
Im Vorfeld der Feiern zum diesjährigen "Tag der Deutschen Einheit" wird berichtet, dass Sachsen und Thüringen ihre Wirtschaftsleistung steigern. Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaft erholt sich und inzwischen sind sogar einige Ostmarken im Westen angekommen. Ergänzt wird diese feucht-fröhliche Nachricht durch den Beitrag im "Tagesspiegel" vom 28. Juli: "Rotkäppchen-Chef Gunter Heise über das führende deutsche Sektunternehmen. Erfolg und die Frage, wer was trinkt".
Dennoch ist in den nächsten Jahren zu verfolgen, ob die beginnenden und notwendigen Reformen des Sozialstaats, insbesondere in den neuen Bundesländern, infolge der hochkomplizierten wirtschaftlichen Situation des letzen Jahrzehnts größere Bevölkerungsteile nicht in eine neue nachhaltige Armut treiben.

Im "West-östlichen Dialog" aus dem Jahr 2003 erscheinen in diesen Wochen und Monaten TV- Beiträge, über die dann in den Medien zu Recht kritisch gefragt wird: "Wohin treibt die Welle der Ostalgie?" oder "Wie sinnvoll sind DDR-Shows?"
Ein tragikomischer Impuls für den Versuch einer Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ging von dem Streifen "Good Bye, Lenin!" aus (Regisseur Wolfgang Becker). Mit lachenden und weinenden Augen sieht man sich die eine oder andere der DDR-Retro-Shows in führenden Fernsehstationen an. Der Hallenser Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz, zu DDR-Zeiten bestimmt kein unkritischer Freund des Regimes, äußert sich positiv über den unterhaltsamen Blick auf den Alltag im Osten und fordert aber unbedingt einen differenzierenden Dialog über Vorteile und Nachteile der Lebensformen in den ehemals beiden deutschen Staaten.
 
Ein gemeinsames Erinnern in Ost und West findet in diesem Jahr insbesondere durch die Gedenkveranstaltungen statt zu Maxie Wander im Januar ( "Guten Morgen, du Schöne" Protokolle nach Tonband, 1977); zu Brigitte Reimann im Juli (Roman "Franziska Linkerhand", 1974) und Irmtraud Morgner im August (Roman-Trilogie. 1974 Band I, "Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura"). Alle Schriftstellerinnen wären in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden. Die Resonanz auf ihre Lebenshaltung und Publikation im Ausland zeigt, wie universell der auch von ihnen viel beschriebene "Hunger auf Leben" ist.
Der MDR Fernsehfilm mit diesem Titel zur Geschichte einer unangepassten und leidenschaftlich ihre Lebensansprüche vertretenden Frau unter den Bedingungen der DDR, frei nach Motiven von Tagebüchern der Brigitte Reimann, wird ein wertvoller Beitrag zum 15jährigen Jubiläum des Mauerfalls 2004 werden. Die Leistungen der Ostdeutschen vor der Wende und danach zeigen, dass sie es gar nicht nötig haben, sich auf TV- Klamauk festnageln zu lassen. Die Fähigkeit, über sich lachen zu können, hat sich trotzdem verstärkt, auch dadurch, dass sie seit 1989 wieder mehr über den berühmten Tellerrand sehen konnten.

Ein bezauberndes Naturschauspiel ereignet sich alljährlich im Herbst, wenn die Kraniche aus dem hohen Norden auf dem Weg in den Süden in den Boddengewässern in Rügen, Zingst und Hiddensee ihre Rastplätze aufsuchen. Im Nationalpark "Vorpommersche Boddenlandschaft" beobachten wir den Abflug der Vögel mit der großen Spannweite und werden Zeugen einer stillen Begegnung.

Uns allen auch einen kühnen Flug über Worte, eingeschlagene Wege, die wir vielleicht ändern sollten.
Einen kühnen Flug hin zu bislang schwer zu erreichenden Wesen
(zu einer fernen Liebe oder zu einem Menschen, von dem wir uns Verzeihen erbitten),
zu Werten (Lebenserinnerungen, Streben nach Authentizität),
zu Orten, die uns stärken, uns schützend umgeben.

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