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» (...) Ich beschäftige mich seit fünfzig Jahren mit der englischen Sprache und Literatur, so daß ich Ihre Schriftsteller und das Leben und die Einrichtung Ihres Landes sehr gut kenne. Käme ich nach England hinüber, ich würde kein Fremder sein.«
Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe

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Gedanken zum Februar 2004

Monat Februar
 
"Auf meiner Grabestafel dürfen nur zwei Silben stehen: 'Zwi-zwi.' Das ist nämlich der Ruf der Kohlmeise, den ich so gut nachmache, daß die sofort herlaufen. Und denken Sie, in diesem Zwi-zwi, das sonst ganz klar und dünn, wie eine Stahlnadel auffunkelt, gibt es seit einigen Tagen einen ganz kleinen Triller, einen winzigen Brustton. Und wissen Sie, Fräulein Jacob, was das bedeutet? Das ist die erste leise Regung des kommenden Frühlings - trotz Schnee und Frost und Einsamkeit glauben wir - die Kohlmeisen und ich - an den kommenden Frühling!" Es ist nachzulesen im Buch des Schriftstellers und Feuilletonisten Heinz Knobloch (verstorben im Juli 2003) "Meine liebste Mathilde", erschienen im Buchverlag Der Morgen, Berlin 1985.
Es ermuntert, wie offensichtlich einst den Spurensucher Knobloch, sich feste Schuhe anzuziehen und in die Cuxhavener Straße, in der Nähe vom Hansaplatz zu fahren, wo in die Nr. 2, eine Treppe hoch, im Mai 1898 die polnische Revolutionärin und Publizistin Rosa Luxemburg einzog. 13 Jahre später begegnet sie Mathilde Jacob, Besitzerin eines winzigen Schreibbüros. Sie war seit 1913 die Sekretärin Rosa Luxemburgs und, wie man in dem erwähnten Buch nachlesen kann, ihre enge Vertraute. "Der zweite Weltkrieg hat das Hansaviertel umgepflügt", so Knobloch. "Geblieben sind die Straßennamen. Man findet sich zurecht."
Auch die Lichtenstein-Brücke gibt es nicht mehr. An den Begründer des Zoologischen Gartens erinnert nur noch die Lichtensteinallee. "Von dieser Brücke aus ist die tote oder halbtote Rosa Luxemburg in das januarkalte Wasser des Landwehrkanals geworfen worden" - vor 85 Jahren.
Die Gedenkdemonstration an Rosa Luxemburg und dem mit ihr ermordeten Karl Liebknecht waren in der DDR - zentrale, aber politisch restriktiv durchgeführte Veranstaltungen auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Heute erweisen noch immer Tausende aus eigenem Entschluss am 15. Januar jeden Jahres diesen Kämpfern Ehrfurcht und Anerkennung. Ob Heinrich Knoblochs "Meine liebste Mathilde", diese einzigartige "Geschichte zum Berühren", heute ebenfalls neue Leser "berührt"?

Sie ist auch der Deutschen liebste Blüte: die Rose. Nicht nur am Valentinstag, dem 14. Februar, gehen die Königin der Blumen sowie Nelken, zusammengebunden mit Schleierkraut, millionenfach über die Ladentheke. Importiert werden diese Schnittblumen vorwiegend aus Südamerika und Südafrika. Viele der kostbaren Stengel kommen immer noch von Farmen, auf denen die Menschen unter unsäglichen Bedingungen arbeiten.
Mit dieser Mitteilung knüpfen wir an einen Themen-Schwerpunkt unserer "Gedanken zum Januar 2004" an, den wir schon im vorigen Herbst aufgegriffen hatten. Wir blickten damals gespannt auf die WTO-Konferenz in der mexikanischen Küstenstadt Cancún. Die Welthandelsrunde dort scheiterte: Grund genug, sich nun zukünftig stärker mit den scheinbar "unüberbrückbaren Gegensätzen von Industrie- und Entwicklungsländern" (Newsletter Okt. 2003, BMZ) zu beschäftigen und dafür auch die Berichte und Vorschläge der Nicht-Regierungsdelegationen zu beachten.
Online-Lernen als ein operatives Genre ermöglicht, mit den Deutschlernenden aus vielen Teilen der Welt in diesem Jahr kritisch zu verfolgen, ob das erforderliche Gleichgewicht, "eine neue Balance zwischen den Reichen und Mächtigen und den Armen und Zahlreichen" (Weltbank-Präsident James D. Wolfensohn, Newsletter Okt. 2003, BMZ) wirklich verfolgt und hergestellt wird.
Ein weiterer Auftakt zu diesem Unternehmen war das sechstägige Welt-Sozialforum im indischen Bombay gleich Anfang 2004. In den Nachrichten, die dieses Ereignis inhaltlich etwas konzentrierter kommentierten, wurde ein wesentlicher Punkt hervorgehoben: Mit zunehmendem Selbstbewusstsein artikulierten sich die Forums -Teilnehmer zur Rolle der USA in der Weltpolitik und begründeten ihre Kampfansage mit neuen Details über amerikanische Firmen, die vom Irak-Krieg durch Großaufträge profitiert haben. Bei solchen Veranstaltungen wird die Frage nach Glaubwürdigkeit von Politikern und den Zusammenhängen zwischen Politik und Wirtschaft immer dringlicher gestellt.
Gerade in unserer angespannten Zeit ist es ein Hoffnungsschimmer, wenn der UNO-Generalsekretär Kofi Annan anlässlich des ihm verliehenen Deutschen Medienpreises 2003 und auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) die Weltöffentlichkeit auffordert, sich nicht aus Angst vor Terroranschlägen von Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit und Kampf gegen tödliche Krankheiten ablenken zu lassen. Die frühere UN-Kommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, hat im Gespräch mit tagesschau.de sehr engagiert die Durchsetzung von UN-Normen für einen fairen Welthandel gefordert. Robinson, die auch am Weltsozialforum teilgenommen hat, trug die Themen aus Bombay auf das Treffen der Staats- und Wirtschaftsführer in Davos in die globalkritische Veranstaltung "Public Eye on Davos".
Wir fördern die soziale Interaktion, wenn wir Sprache vermitteln über Aspekte und Impulse, die hinterfragen, welche kritischen Argumente berechtigt sind, um "die Globalisierung gerechter zu gestalten" (Kerstin Müller, Staatsministerin im Auswärtigen Amt) und neugierig darauf machen, wie diese Problematik Eingang in die deutsche Politik und in die der Regierungen der Heimatländer unserer Programmnutzer/-innen finden.

Wie "grausam" sind die Neuregelungen des im Januar eingeführten Gesundheitskompromisses, die für die deutschen Bürger mit zahlreichen Einschnitten in bislang gewohnte notwendige Leistungen verbunden sind? Dieser Frage gingen die Journalisten im WDR-Presseclub am 11. Januar nach und bescheinigten der Regierung am darauf folgenden Sonntag "Kein Kurs. Nirgends. Die Berliner Politik ohne Konzept" (in Anlehnung an die Erzählung "Kein Ort. Nirgends" von Christa Wolf). Es ist einerseits zuzustimmen, wenn Tissy Bruns vom "Der Tagesspiegel" erfrischend von der "erwartbaren Stunde des Katzenjammers" am eiskalten Neujahrsmorgen 2004 spricht. Andererseits bleibt zu fordern, dass die Neuregelungen nicht eine weitere soziale Abdriftung von schuldlos Sozialschwachen, von arbeitswilligen Arbeitslosen, von Migranten u.a. nach sich ziehen.
Wir meinen, es lässt sich ein sprachlicher Gewinn in dieser Reform-Debatte zum Themenfeld "Gesundheit & Fitness" erreichen, wenn man die vielen Einzelbeiträge zu praktischen Detailfragen zusammenstellt, da hier - quasi in einer Stunde Null - ein besonders grelles Licht auf das Aspektfeld Gesundheit/Krankheit im privaten/gesellschaftlichen Leben geworfen wird. So erfahren wir zum Beispiel, nachdem sich Mediziner und Krankenkassen auf klarere Bestimmungen verständigt haben, wer "als schwerwiegender Chroniker gilt"; im Gegenzug dazu gleichzeitig, dass Verbraucherschützer die neuen Regelungen für chronisch Kranke kritisiert haben. Es könnte langfristig produktiv sein, solche sprachlichen Reflexe in der persönlichen Linkbibliothek zu unserer Lerneinheit "Gesundheitsreform 2003" zu fixieren.
Dazu gehört unbedingt noch der Punkt, ob die seit langem geforderte größere Eigenverantwortung der Bürger baldigst durch wirklich spürbar gesenkte Beiträge der Krankenkassen "belohnt" wird; das war einer der Gründe, die Bürger/-innen für die Gesundheitsform zu motivieren. Wir erinnern: Anfang des neuen Jahrtausends wurde mit der gesellschaftspolitischen Internet-Umfrage "Perspektive-Deutschland" an eine mündige Bürgerschaft appelliert, ihre Einstellungen zu unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie Familie und Kinder, Arbeit und Beruf, Bildung und Forschung, gesellschaftliches Engagement u.a. durch Mausklick auf einem Fragebogen zu dokumentieren.
Bevor wir uns zukünftig den Gesetzen des "Reformpakets", die Bundestag und Bundesrat vor Weihnachten verabschiedet hatten, (die Segmente Arbeit, Rente und Steuern) zuwenden, beabsichtigen wir mit unserer neuen Lerneinheit "Perspektiven für Deutschland", zunächst einmal die gesellschaftliche Basis dafür zu untersuchen. Wir verstehen darunter Einstellungen, Ideen, Lösungsansätze und als entsprechende sprachliche Reflexe davon, Schlüssel-Wortverbindungen, wie - Verantwortung übernehmen, Ideen einbringen, den Reformprozess vorantreiben -, zu üben. Das heißt, auch hier wird es möglich, Sprache praxisnah und im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Bewegung zu verstehen und anzuwenden.
Die Rekordbeteiligung der Online-Umfrage in diesem Jahr ist vielversprechend und wird von Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fordern, die Zukunft Deutschlands - g e m e i n s a m - mit ihrer Bevölkerung zu gestalten. Bürgernähe, Transparenz, Offensein für Vielfalt sind unabdingbare Anliegen bei die EU-Erweiterung. Es ist unumgänglich, die Umsetzung dieser demokratischen Werte in den alten und zukünftig neuen Ländern der Europäischen Union weiter zu trainieren.

Februar, der Monat der Narrenfreiheit, einer äußerst langen europäischen kulturgeschichtlichen Tradition. Wir wollen hier nur an die zackigen Zitate vom Politischen Aschermittwoch im vergangenen Jahr erinnern. Für leise Töne ist der alljährliche Aschermittwoch sowieso nicht gerade bekannt. Zumindest entwickelte er über Jahrzehnte eine Streitkultur, die in den letzten Jahren politisch bewusster genutzt wurde und humorvoll-satirische Spitzen unter das närrische Volk bringt.
Anfang und Ende unseres Monats-Briefes sei Rosa Luxemburg, die 1918 aus dem Gefängnis in Breslau an die Frau von Karl Liebknecht, ebenfalls ihre enge Vertraute, auch schrieb:
»Wann wollen Sie kommen? Sonjuscha, wollen Sie mir die Liebe tun: schicken Sie der Mathilde J[acob] für fünf Mark Hyazinthen von mir. Ich erstatte [es] Ihnen, wenn Sie hier sind.«
Grundgüte und Lebenslust (Annelies Laschitza nannte eine Studie über Rosa Luxemburg: Im Lebensrausch, trotz alledem) verbinden viele mit Rosa Luxemburg, auch wenn sie in politischen Punkten unterschiedlicher Meinung, eben "anderer" Meinung sind. Die leidenschaftliche Kämpferin für soziale Gerechtigkeit und Frieden, die Lebenskünstlerin, würde es uns bestimmt nicht verübeln, wenn wir ihren berühmten Satz variiert rufen:
Helau! "Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden"

Wir wünschen einen fröhlich-befreienden Karneval und schmerzloses Erwachen danach.

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