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"Meine armen Blumen sind ganz verwelkt!" sagte die kleine Ida. "Sie waren so schön gestern abend, und nun hängen alle Blätter vertrocknet! Warum tun sie das?" fragte sie den Studenten, der im Sofa saß; denn auf seine Meinung gab sie etwas. Er kannte die allerherrlichsten Geschichten und schnitt so lustige Bilder aus: Herzen mit kleinen Dämchen darin, die tanzten, Blumen und große Schlösser, deren Türen man aufmachen konnte; es war ein lustiger Student! "Warum sehen die Blumen heute so traurig aus?" fragte sie ihn wieder und zeigte ihm einen großen Strauß, der ganz verwelkt war.
"Ja, weißt du, was ihnen fehlt?" sagte der Student, "die Blumen sind heute nacht zum Ball gewesen, darum lassen sie die Köpfe hängen!" weiterlesen...

Hans Christian Andersen (1805-1875), Die Blumen der kleinen Ida

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Gedanken zum Juni 2004

Monat Juni
 
Wenn die Blumen im Park wetteifernd blühen, tun sie das nicht der Gärtnerin zuliebe. Sie wollen ihre Bestäuber anlocken. Sie sind auf ihre Fruchtbarkeits-Komplizen aus der Tierwelt angewiesen, die den Pollen der männlichen Blüte der weiblichen überbringen. Zu den schwebenden und krabbelnden Transporteuren gehören neben Bienen und Hummeln auch Schmetterlinge, Wespen, Fliegen, Käfer, Ameisen ...

Blumen, Gewächse sind wie Kinder. Sie alle brauchen tätige Fürsorge und ständige Liebe. Im Juni gibt es die langen, warmen Abende. Schön sind die Jahre, wenn wir mit unserem Sohn, unserer Tochter noch im Hellen auf dem Balkon sitzen und ihnen Geschichten erzählen, wie einst "Ole Luk-Oie" aus dem Märchen von Hans Christian Andersen, gewissermaßen einem literarischen Vorgänger des "Sandmännchens", einem Geschöpf des DDR-Fernsehens. Der "Sandmännchen-Abendgruß" ist auch im heutigen Fernsehen nicht wegzudenken. Diese Sendung läuft täglich um 18.50 Uhr im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)..
Wir erinnern uns: 1954 empfahl die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten, den "Universal Children's Day" einzuführen. Dahinter stand die Idee, Kinder und ihre Rechte an einem Tag weltweit in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen - den Termin konnte jedes Land allerdings frei wählen. Die Rechte der Kinder sind seit 1989 in dem Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes festgeschrieben, das seit 1992 auch in Deutschland gilt.
In Deutschland gibt es zwei Tage, die "Kindertag" genannt werden. Der 1. Juni als "Internationaler Kindertag" wird eher in Ostdeutschland gefeiert, denn in der DDR (wie auch in China, den USA und anderen Ländern) wurde dieses Datum als Festtag für die Kinder festgelegt. Seit 1990 ruft der "Mehr Zeit für Kinder e.V." auch in den alten Bundesländern jedes Jahr Städte und Gemeinden, Unternehmen und Geschäfte, Vereine und Verbände auf, am ersten Wochenende im Juni Aktionen für Kinder und Familien zu veranstalten. Die Tradition in diesen Regionen war es bisher, den 20. September als "Weltkindertag" zu begehen.
Abgesehen davon, dass es nicht genug "Kindertage" geben kann, kommt es dem Anliegen sehr gelegen, dass die Gesellschaft zwei Mal kritisch unter die Lupe nehmen muss, ob sie kinder- und jugendfreundlich ist. Unsere Lerneinheit vom März 2004 "Im Blickpunkt: Frau und Familie" impliziert die Auffassung, dass eine bessere Balance von Familie und Beruf "freundlich" sowohl für die Mütter und Väter als auch für die Kinder ist. Eine gewisse Bilanz zum Reform-Programm der Bundesregierung "Zukunft Bildung und Betreuung", das deutschlandweit den Ausbau der Ganztagsschulen fördert, ziehen wir im September, wenn unser Themenfeld "Bildung & Erziehung" den Beginn eines neuen Schuljahres reflektiert. Im "Kindermonat" Juni interessiert uns besonders, wie die Betreuung der Kinder in den Vorschul-Altersgruppen durchgesetzt wird.
In einer immer stärker erfolgs- und technologieorientierten Gesellschaft scheint uns ein Blick in die Vergangenheit auf die so genannten Klassiker der Kindererziehung eine wohltuend andere Orientierung. So sah z. B. der Pädagoge Friedrich Fröbel (1782-1852) drei Jahre nach Gründung des ersten Kindergartens (1837) die Familienerziehung schon zu seiner Zeit für sehr ergänzungswürdig an. Für ihn wurde weder durch Kinderbewahranstalten (in den unteren Bevölkerungsschichten) noch durch die kaum ausgebildeten Kindermädchen (in den oberen Bevölkerungsschichten), aber auch nicht durch die Eltern eine gute, den Körper, den Geist und das Gemüt umfassende Erziehung von Kleinkindern erreicht.
Wir versuchen zu verfolgen, wie konsequent die Bundesregierung seit einem Jahr die neuen Akzente in der Kinder- und damit Familienpolitik umsetzt. Das bezieht sich vor allem auf den dringenden Handlungsbedarf in der geforderten familien- und frauenfreundlichen Unternehmenskultur.
Spätestens seit dem schlechten Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der internationalen Vergleichsstudie PISA werden verstärkt qualitative Maßstäbe nach einer frühen Förderung der Kinder laut. Bildung PLUS bestätigt, dass immer mehr Länder auf Bildungsprogramme für Kindertageseinrichtungen setzen. Wir empfehlen dazu das Interview zu der Frage "Sollen Kinder schon im Vorschulalter gebildet werden?" und "Früh übt sich, wer ein Meister werden will".
Nicht zu überhören ist natürlich die Frage, ob der bundesweite Auf- bzw. Ausbau der Kinderbetreuung finanziell solide abgesichert ist. Aus diesem Grund fordern viele gesellschaftliche Kräfte, darunter der Zentralverband des Deutschen Handwerks, ZDH, unter der Überschrift "Bildungschancen für Kinder - Berufschancen für Eltern" vom Bund eine gesicherte Finanzierung des Gesetzes und appellieren an die Kommunen, die dann zur Verfügung gestellten Mittel tatsächlich ziel- und bedarfsorientiert für eine bessere Kinderbetreuung einzusetzen.
Wie dringend notwendig es ist, das Leben mit Kindern in Deutschland attraktiver zu gestalten, zeigt die niedrige Geburtenrate. Für unsere Lerneinheit "Perspektiven für Deutschland" nutzen wir die repräsentative Befragung www.perspektive-deutschland.de im Auftrag von McKinsey, Stern, ZDF und AOL, die die Mängel in der Familienpolitik der Bundesregierung aufzeigen: Fehlende Betreuungsangebote, berufliche Nachteile für diejenigen, die Kinder haben, und eine nicht ausreichend kinderfreundlich gestaltete Umgebung gelten als wichtigste Gründe für die Entscheidung, auf Kinder zu verzichten. Im Rahmen des Themenfeldes Kind und Jugend / Familie und Beruf wird uns zukünftig interessieren, wie man den großen Anteil an Kinderlosen in Deutschland dauerhaft abmildern kann. Nachwuchsmangel führt nicht nur zum Arbeitskräfterückgang (Achtung: Renten-Rückgang), sondern auch zu weniger Glücklichsein.

Nachdem wir unserem Kind an einem langen Juniabend eine Geschichte aus unserer eigenen Schulzeit erzählt haben, spricht es mit uns vielleicht vertrauensvoll über seine Erlebnisse, Ängste und Sorgen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Polizei von heute besteht darin, Kinder vor Kriminalität und deren Folgen zu bewahren. Dazu gehört auch der Schutz vor körperlicher Gewalt, Vernachlässigung, seelischer Gewalt oder sogar sexuellem Missbrauch von Minderjährigen.
In unserem Schaufenster "Das Neueste" auf der Startseite erreichen Sie seit Anfang des Jahres die Aktion für mehr Erziehungsverantwortung im Umgang mit den elektronischen Medien: SCHAU HIN! Sie gibt praxisnahe Winke für den kindgerechten Umgang mit Medien, konkreten Rat und fundiertes Wissen von Experten an Eltern, Familien, Pädagogen weiter. Eine neue kinderpolitische Initiative der Bundesregierung wirkt in der bundesweiten Kampagne gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen: "Hinsehen. Handeln. Helfen!" Laut polizeilicher Kriminalstatistik werden jährlich etwa 20 000 Kinder (!) Opfer sexueller Gewalt. Neben dem sachbetonten Wortschatz zu den einzelnen Bausteinen des Aktionsplanes wie Strafrechtsänderung und -anpassung, Opferrechtsreform, gehören auch lexikalische Einheiten für solche emotionsgeladenen Gespräche darüber, so, "Wie schütze ich mein Kind?" / "Wie kläre ich mein Kind altersentsprechend über Sexualität auf?" / "Wie lerne ich NEIN sagen auch gegenüber Verwandten und Freunden?" Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg ist von einem Nachbarn getötet worden.
Wir wollen unsere Lernenden nicht ängstigen. Wir würden aber Wortfelder unserer modernen Zivilgesellschaft aus ihrem Sprachschatz ausklammern, wenn wir ihnen nicht auch Texte darüber vermitteln würden, wie ein mutmaßlicher Täter z. B. ein Geständnis ablegt oder eine Tat in erschreckender Offenheit schildert. Es erfordert Takt und Feingefühl, bedacht und sorgsam diejenigen sprachlich-stilistischen Mittel auszuwählen, die zur Kommunikation in diesem Sozialbereich wirksam sind, auch wenn es nicht leicht zu entscheiden ist, welche Jargonausdrücke oder Vulgarismen noch zuzumuten sind.

Wenn man in diesen Tagen am Morgen den Computer öffnet und auf der msn. Startseite die Nachrichten von FOCUS Online liest: "8 Häftlinge zu Tode gequält", "Generalleutnant sah zu", braucht man starke Nerven und letztlich doch einen kühlen Kopf. Es ist zu befürchten, dass sich die Spirale der Bilder weiter dreht und, dass diese Bilder nur die Spitze des Eisbergs sind. Schon wurden auch andere Gefängnisse als Orte solcher Verbrechen gemeldet.
Wir spüren neue Wut, Empörung und vor allem Scham als Menschen, gleich welcher nationalen Herkunft, über die moralischen Verwüstungen, die ein Krieg wieder anrichtet. "Wahrscheinlich ermöglicht erst die schiere Verzweiflung, neu über Politik nachzudenken", so der Romanschriftsteller und Pulitzerpreis-Gewinner von 2003 Jeffrey Eugenidis, Sohn eines griechischen Einwanderers in Detroit ( "DIE ZEIT" 2004/Nr. 22 "Ich habe einen Traum").
Seine Äußerungen bestärken unser Vertrauen darauf, dass es ein "anderes" Amerika gibt, Amerikaner, die sich ebenso schämen für die Folterer, die sich vor gequälten Irakern "feixend" fotografieren ließen. Das triumphierende Lachen von Sabrina Harman über einem toten Opfer schlägt dem Fass den Boden aus.
Immer noch bleibt also die Suche nach Orientierung groß. Das Geständnis von Eugenidis aus dem schon zitierten "Traum" ist eins der Angebote: "Ich würde in diesen Tagen gerne sagen, ich käme aus irgendeinem beschaulichen Land. Seit zweieinhalb Wochen ist es verdammt schwer, Amerikaner zu sein. Diese Bilder aus Abu Ghraib zu sehen und mir vorzustellen, welchen Schaden das Ansehen meines Landes auf der ganzen Welt dadurch für Jahrzehnte nehmen wird, ist entsetzlich deprimierend."
In der Diskussion darüber, ob man diese menschenverachtenden Bilder zeigen muss, äußert sich der Philosoph Theweleit im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Ich bin dafür, dass man sie zeigt. Wenn man sie in einem Kontext nach dem Motto &8222;Oh, wie entsetzlich&8220; sieht, dann bleiben sie belanglos. Wenn man sich aber klarmacht, dass das ein Strang unserer Zivilisation ist, dass unsere Gesellschaft dieses ökonomisch-militärische Gewaltpotenzial hat, dass es global angewandt wird, dann können sie eine politische Diskussion in Gang setzen."
Oftmals ist der Zufall kein Zufall. Am 26. Juni begeht die Welt den Internationalen Tag zur Unterstützung der Folteropfer. Bis dahin ist die internationale Gemeinschaft hinsichtlich des globalen Völkerrechts gefragt, ob die Vereinigten Staaten ihre militärische Spitze und Soldaten weiterhin vor einer Auslieferung an den Internationalen Strafgerichtshof schützen können. Mit dem Verlangen, die begrenzte Immunität vor Strafverfolgung durch eine neue Resolution im UN-Sicherheitsrat zu verlängern, lösten die USA einen erneuten Streit aus.

Kommen wir auf den menschlichen Umgang mit Kindern zurück. Die Pädagogik ist eigentlich über den Kindervater Fröbel nicht wesentlich hinausgekommen, der riet: Erziehung sei Beispiel und Liebe, "sonst nichts".

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