"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen und dass man sich durch kleine widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lasse." Adolph Freiherr von Knigge (1752-1796), Über den Umgang mit Menschen. |
Gedanken zum August 2004
Der Feuerreiter
Eduard Mörike (1804-1875)
Sehet ihr am Fensterlein Dort die rote Muetze wieder? Nicht geheuer muss es sein, Denn er geht schon auf und nieder. Und auf einmal welch Gewuehle Bei der Bruecke, nach dem Feld! Horch! das Feuergloecklein gellt: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Muehle!
Schaut! da sprengt er wuetend schier Durch das Tor, der Feuerreiter, Auf dem rippenduerren Tier, Als auf einer Feuerleiter! Querfeldein! Durch Qualm und Schwuele Rennt er schon, und ist am Ort! Drueben schallt es fort und fort: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Muehle!
Der so oft den roten Hahn Meilenweit von fern gerochen, Mit des heilgen Kreuzes Span Freventlich die Glut besprochen - Weh! dir grinst vom Dachgestuehle Dort der Feind im Hoellenschein. Gnade Gott der Seele dein! Hinterm Berg, Hinterm Berg Ras't er in der Muehle!
Keine Stunde hielt es an, Bis die Muehle borst in Truemmer; Doch den kecken Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer. Volk und Wagen im Gewuehle Kehren heim von all dem Graus; Auch das Gloecklein klinget aus. Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennts! -
Nach der Zeit ein Mueller fand Ein Gerippe samt der Muetzen Aufrecht an der Kellerwand Auf der beinern Maehre sitzen: Feuerreiter, wie so kuehle Reitest du in deinem Grab! Husch! da faellts in Asche ab. Ruhe wohl, Ruhe wohl Drunten in der Muehle!
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