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"In Europa ging über den jahrzehntelangen Status quo des Kalten Krieges ein Erdrutsch hinweg, für den es kein Beispiel in der Geschichte gab. Seine Kraft war unaufhaltsam. Niemand hatte ihn so planen können, wie er kam. Keiner konnte klar übersehen, wo er münden würde. Um so entscheidender war es, seine Dynamik zu begreifen, ihn im Rahmen des Möglichen zu kanalisieren und auf einen guten Weg zu lenken."
Aus: Richard von Weizsäcker, Vier Zeiten. Erinnerungen, Siedler Verlag 1997, S. 369

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Gedanken zum Oktober 2004

Monat Oktober
 
"Regen, Regen im Herbst,
Grau verschleierte Berge,
Bäume mit müde sinkendem Spätlaub!"
 [...], so beschreibt der Dichter Hermann Hesse die Landschaft in solchen Tagen. Nasses Laub auf der Fahrbahn, schlechte Sicht und sogar schon Glatteis, davor warnt der ADAC: Laub, Fallobst oder Ackerschmutz erhöhen die Rutschgefahr. Daher vor allem in Alleen und dort, wo Feldwege einmünden, das Tempo verringern, vorausschauend fahren und sanft bremsen.
Jede Jahreszeit ist ein Geschenk. Daran sollte auch das Automobil nicht rütteln ...

"Dass ich einen Ausbildungsplatz in einem IT-Beruf bekommen habe, ist Klasse. Ich habe mich ordentlich auf den Beruf vorbereitet und im Praktikum sogar Weiterbildungsveranstaltungen besucht. Mit guten Leistungen hat man immer eine Chance", so der frisch gebackene Azubi aus Erfurt. Wir freuen uns mit ihm. Sein erfolgreicher Ausbildungsvertrag ist für uns ein glücklich ausgehendes Beispiel für eins der dringenden Probleme auch in diesem Herbst, "allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen jungen Menschen ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten". Dieses Zitat entnehmen wir dem Beschlussdokument zum "Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland" von Wirtschaft und Bundesregierung vom 16. Juni 2004. Nach ihm soll die Forderung an die Wirtschaft, Ausbildungsplätze zu schaffen, nachdrücklich bestätigt werden. (Für ergänzende Informationen seitens des BMBF klicken Sie bitte hier:BMBF Ausbildungsoffensive 2004.)
Schon im letzten Oktober interessierte uns die Lehrstellenoffensive der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter dem Leitwort: "Berufliche Bildung ist Kapital - für die Jugendlichen wie auch für jeden einzelnen Betrieb". In diesem Jahr ergänzten wir die aus diesem Interesse entstandene Lerneinheit "Jeder Bewerber erhält eine Lehrstelle". Dabei wissen wir natürlich, dass hier wohl der Wunsch der Vater/die Mutter des Gedankens einer solchen Feststellung ist. Mit einer weiteren festigenden Sprachübung erhoffen wir, dass sich unsere Programmnutzer/-innen auf dem Sprachfeld - Chancen für Azubis und für die Unternehmen - sicherer fühlen.
"Der Ausbildungspakt wirkt: Plus bei Lehrstellen", unter diesem Titel können wir in den Beiträgen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)
über neue Impulse und erste Erfolge auf dem Ausbildungsmarkt lesen. Gleichzeitig macht ZDH-Präsident Dieter Philipp zum Stichtag, dem 30. September 2004, auf ernst zu nehmende Probleme aufmerksam. Philipp warnt vor den Folgen der immer schlechteren schulischen Vorbildung: "Damit schwinden die Chancen der Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt, und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe ist bedroht!"
Wir erinnern an die Diskussion vom vergangenen Jahr darüber, dass viele Lehrstellenbewerbungen nach Ansicht der Wirtschaft erhebliche Defizite in puncto Benehmen haben. Nun wird einem wieder angst und bange, Mitarbeiter der "HÖRZU", einer der führenden deutschen TV- und Radioprogrammzeitschriften, wollten es aber genau wissen. In ihrem großen Report über die "Jugend 2004" (H.41, S. 6) kamen sie zu dem ermutigenden Ergebnis: Viele Teenager haben Lust auf Leistung, halten die Vorbereitung auf den späteren Beruf für eines der wichtigsten Ziele. Menschlichkeit und soziales Engagement rangieren weit oben auf der Werteskala. Entscheidend aber ist die Frage nach der Perspektive. Thomas Garms, Chefredakteur des Programm-Magazins, beendete seinen Kommentar im Editorial dazu folgerichtig: "Hier sind wir Älteren in der Pflicht. Es liegt an uns, ein gutes Beispiel abzugeben und durch Führung Zukunftsängste zu nehmen."

Nach dieser Studie von HÖRZU ist die Jugend von heute zwar verunsichert, hat aber „Lust auf Leistung“ - was sie braucht, sind also Chancen. Die Online-Umfrage "Perspektive-Deutschland" startet in die vierte Runde. Unter dem Motto "Deutschland der Regionen" versucht die Initiative, den Stärken und Schwächen deutscher Regionen auf die Spur zu kommen. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 450 000 Bürger an der Aktion, die unter der Schirmherrschaft von Alt-Bundeskanzler Richard von Weizsäcker steht. Ganz vorn waren damals die Städte Starnberg, Freiburg, Freising und Osnabrück mit einem Anteil von mehr als 80% Zufriedenen. Schlechte Werte dagegen dominierten im Osten, etwa in Dessau oder Halle.
Nicht zufällig informierten wir uns in der Dokumentation der IHK Erfurt über den Stand der abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Mit der Förderung der beruflichen Ausbildung junger Menschen wird vor Ort in Thüringen die Zukunftsfähigkeit Ostdeutschlands gefördert.
Durch Zugabe einer neuen Lerneinheit "14 Jahre deutsche Einheit" reichern wir ein möglichst komplexes und lebensnahes Spektrum "Deutsche Einheit" an, das, wie schon im September erwähnt, in jedem Herbst in Klassenräumen und Seminarräumen mit an der Spitze im Themen-Curriculum steht. Wir erinnern an die Montagsdemonstrationen im letzten September, deren Protestpotential Matthias Geis auch als eine Generalabrechnung mit dem Einigungsprozess sieht. (nachzulesen in „Die Zeit“ 36/2004 auf der Seite 3).
Der provokative Vorschlag des Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts Wolfgang Böhmer, den Aufbau-Ost Beauftragten zu entlassen, führt uns mitten in die Debatte um die neuen Vorstellungen vom Umbau Ost. Zuerst geht es um die fast letzte Chance, die noch zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel - der Solidarpakt II stellt ab 1. Januar 2005 noch bis 2019 Finanzhilfen von insgesamt 156 Milliarden Euro bereit - wirkungsvoll für eine tragfähige Wirtschafts- und Sozialpolitik in den neuen Bundesländern zu nutzen.
In dem bemerkenswerten Artikel "Wie wär's mit Zuhören?" (Die Zeit, 39/2004) stellt Bernd Ulrich zu Recht fest, in diesem Sommer sei im Osten wirklich etwas passiert. Die Menschen mussten feststellen, dass die Nachwendezeit vorbei ist, und durch Presseclubs, Talkshows aller Art geht fast sprichwortartig die Zeile: "Im Osten kann nur noch das besser werden, was die Menschen, die dort leben, selber besser machen."
Jedem fällt hier spontan ein, dass dazu faire Bedingungen erforderlich sind. Dieser Gedanke lenkt auf ein drittes Merkmal ost-westlicher Befindlichkeit: das Leid der Zurückgebliebenen unter der anscheinend ausweglosen Arbeitslosigkeit. In der Debatte um die anhaltende erneute „Ausreise gen Westen“ liefert Heinz Putzhammer glaubwürdige Argumente: " Abwanderung ist ein Signal für unausgewogene wirtschaftliche Entwicklung. Diese ist nicht naturgegeben und unausweichlich, sondern kann und muss durch Steuerungsmechanismen ausgeglichen werden." (Die Zeit, 40/2004)

"Von unserem Urlaub bis zum Herbst ist die Zeit wie im Flug vergangen. Das wird Ihnen sicher ebenso ergangen sein. Wenn Sie noch Interesse bezüglich Webseitengestaltung für Blinde haben, können Sie unter WWW.Audiodata.de einige Informationen finden", steht in einer E-Mail von Uwe, blind seit seinem 5. Lebensjahr. Wir lernten ihn zusammen mit seiner auch blinden Ehefrau Corinna und den beiden sehenden Kindern im Ostseebad Zinnowitz zu unserer Sprachreise im Naturfreundehaus kennen. Wieder einmal bewahrheitete sich wie ein Wunder: Blinde öffnen uns Sehenden die Augen.
Schon im letzten Jahr widmeten wir in unserer Abteilung "Buch & Medien Aktuelle Nachrichten“ dem Weltblindentag am 15. Oktober ein spezielles Fenster mit Informationen zu diesem internationalen Aktionstag; am 15. Oktober 1964 übergab US-Präsident Lyndon B. Johnson in einem symbolischen Akt Langstöcke an blinde Menschen. Das war der Beginn des systematischen Orientierungs- und Mobilitätstrainings. Blindenverbände weltweit nutzen seither diesen "Tag des weißen Stocks", um auf die Situation Blinder aufmerksam zu machen, vor allem auf ihre Rechte.
2004 hatte dieser Tag eine besondere Bedeutung. "Nachdem das Blindengeld im letzten Jahr bereits in Bayern, Niedersachsen und Berlin drastisch gekürzt wurde, wollen nun die Regierungen in Hamburg und Thüringen ihren blinden Bürgerinnen und Bürgern den finanziellen Nachteilsausgleich für behinderungsbedingte Mehrbelastungen zusammenstreichen. Gleich ganz abschaffen will das Blindengeld die Niedersächsische Landesregierung. Überdies empfiehlt sie dieses Vorgehen auch den anderen Bundesländern", heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands zum „Tag des weißen Stocks“ am 15. Oktober. Aufgerührt von dieser unsozialen Aktion lasen wir weiter und Uwe bestätigte das am Telefon: "Sollte das Blindengeld tatsächlich abgeschafft werden, so müssten Menschen ohne Augenlicht ihre behinderungsbedingten Aufwendungen beispielsweise für Vorlesekräfte, Haushalts- und Einkaufshilfen, Begleitpersonen zu Arztbesuchen oder teure Hilfsmittel wieder selbst tragen, bis ihre Ersparnisse soweit aufgebraucht sind, dass sie die Voraussetzungen für den Bezug von Sozialhilfe erfüllen".
Hier bleibt uns erst einmal der Atem stehen, aber dann fragen wir beherzt: "Wann haben Sie zum letzten Mal Ihre Sehschärfe überprüfen lassen?"

Im "West-östlichen Dialog" 2004 eint das Lese- und Filmpublikum ein besonderes Ereignis, das bis in den November und weit darüber hinaus reichen wird. Am 26. Oktober feiern wir zusammen mit Ulrich Plenzdorf seinen 70. Geburtstag.
Wer denkt nicht sofort an die Liebesgeschichte "Die Legende von Paul und Paula" jenseits der Konventionen im Ostberlin der 70er Jahre. "Endlich gibt's die Legende auch auf DVD, mit den alten Puhdys-Hits 'Wenn ein Mensch lebt' und 'Geh zu ihr'. Immer wieder schön", heißt es in dem Kultur-Tipp vom 21. Oktober 2002 in der Berliner Morgenpost, einem klassischen Zeitungsblatt des alten Westberlin.
Es ist ein großes Glück, Plenzdorf selbst zu seinem Film heute zu hören! Müssen wir doch an dieser Stelle unserer "Gedanken zum Monat" so oft von Autoren schreiben, die nicht mehr als Zeitzeugen der 40 Jahre DDR-Gesellschaft auftreten können. Der Autor und Szenarist wehrt sich auch eindeutig gegen den Begriff „Ostalgie“, der den Bewohnern in den jetzigen neuen Bundesländern oft vorgeworfen wird: "Nostalgie ist ein weiter Begriff, wenn man darunter versteht, dass es Produkte gibt, die ein gutes Dokument sind für die Seelenlage der Leute im Osten damals, dann trifft es zu."
Beim Wiederlesen des Szenariums streicht man sich viele Stellen an, die an den "Lebenshunger" trotz oder gerade wegen des spezifischen kleinkarierten DDR-Alltag erinnern. Eine der wichtigsten Fragen im Film, ein Kernsatz, den Paula sagt, lautet: "Warum können wir nicht einfach glücklich sein?"
Ulrich Plenzdorf bekennt sich immer noch zu solchem utopischen Denken.
Paula hat die Geburt ihres dritten Kindes nicht überlebt. Der Professor, gespielt von dem unvergessenen Schauspieler Rolf Ludwig, versuchte ihr zu vermitteln: "Wenn du was von Philosophie verstehen würdest, würde ich sagen: Ideal und Wirklichkeit gehen nie übereinander. Ein Rest bleibt immer."

Wie gehen wir mit diesem Satz um? Er kann entmutigen, er kann ermutigen – die Balance sollten wir erstreben.

Ihnen viele glückliche Tage
Ihre Projektgruppe
 
 

 
 

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