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"Wenn ich über mich und meine Denkweise nachdenke, komme ich fast zu dem Schluss, daß die Gabe der Phantasie für mich mehr bedeutet hat als meine Begabung, absolutes Wissen aufzunehmen."

Einstein sagt
Zitate, Einfälle, Gedanken
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Gedanken zum Juni 2005

Monat Juni
 
Noch wackelig auf den Beinen stehend, sind sie alle niedlich: die jungen Füchse, Rehkitze und Küken. 500 000 junge Wildtiere sterben, Schätzungen zufolge, Jahr für Jahr in ihrer angestammten Lebensumwelt auf den Feldern und Wiesen durch Mähmaschinen. Vor allem Rehkitze seien bedroht, warnte das Deutsche Tierhilfswerk. Im Mai und Juni setzten die Rehgeißen ihre weißgetupften Jungen ins hohe Gras und suchten sie nur kurz zum Säugen auf. Landwirte sollten deshalb ortsansässige Jäger am Tag vor dem Mähen benachrichtigen: Mit Blinklampen, Hupen oder bunten Tüten könnten die Rehgeißen aufgescheucht werden, so dass sie ihre Kitze in Sicherheit bringen können ...
 
Um den Nachwuchs in unserer modernen Zivilgesellschaft geht es, wie in den Vorjahren, auch im diesjährigen Juni-Sprachprogramm. Zunächst wurden wir am 25. Mai zum „Internationalen Tag des vermissten Kindes“ wieder auf unser kostbares Gut beunruhigend aufmerksam gemacht: „Sie heißen Melanie, Dennis oder Vincent. Sie sind seit dem Tsunami in Thailand vermisst oder ihre Spur verliert sich fast vor der eigenen Haustür. Jedes Jahr gehen Tausende Anzeigen von vermissten Kindern bei der deutschen Polizei ein. Der Großteil der Kleinen taucht nach ein paar Tagen wieder auf. Doch etwa 40 Kinder pro Jahr bleiben dauerhaft verschwunden.“
Eingeführt wurde der Tag 1983 vom amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan, weil am 25. Mai der sechsjährige Etan Patz aus New York auf seinem Schulweg verschwand. In Deutschland wurde der Tag der vermissten Kinder zum ersten Mal am 25. Mai 2003 von der "Elterninitiative Vermisste Kinder" ausgerichtet. Ein blaues Vergissmeinnicht im Knopfloch soll an die weltweit verschwundenen Kinder erinnern. Doch Nicole Luck, die die Internet-Seite gesuchte-kinder.de betreibt, hofft auf mehr als nur Erinnerung. Sie hofft auf neue Hinweise, damit die Polizei auch an älteren Fällen weiterarbeiten kann.

„Der Raum ächzt förmlich in allen Fugen, er kann das Ausmaß der Qual nicht fassen“, schreibt die ZEIT-Autorin Sabine Rückert in ihrem sehr umfangreichen Beitrag:„Die feindlichen Eltern". Es geht ihr um Karoline, die wie Jessica, Lucas und Anette, um nur kürzlich bekannt gewordene Tätlichkeiten zu nennen, von ihren Eltern bis in den Tod misshandelt wurden. Ist ein Kind tot, stellt sich große Empörung ein, es folgt der Medienauftrieb und der Sensationsprozess, dem man sich am Zeitungsständer in einem der vielen Bahnhofsbuchhandlungen kaum entziehen kann. Sabine Rückert evoziert im Vorfeld des international begangenen Kindertags am 1. Juni die Frage, wie es zu solcher „sozialen Verkrüppelung der Eltern“ kommen kann.
Sie führt dabei biologische Faktoren, psychologische Gefährdungspotenziale des Misshändlers oder der Misshändlerin an, aber auch gesellschaftliche Faktoren, wie Arbeitslosigkeit, schlechte Bildung, Zerfall sozialer Bindungen, menschenfeindliche Behausungen, Alkoholismus und wirtschaftliche Nöte, die in den Familien einen enormen Stress produzieren können, der sich dann „an den Kleinsten und Schwächsten entlädt.“ (Wir kommen auf diese Erscheinung in den so genannten wohlhabenden Ländern zurück.)

Eine unserer ersten Lerneinheiten im laufenden Jahr war der „Situation der Kinder in der Welt 2005“ gewidmet, basierend auf dem UNICEF-Jahresbericht zu diesem „Welt“-bewegenden Handlungsfeld. Die internationale Organisation für Belange der Kinder wies Anfang Januar in ihrem Bericht darauf hin, dass nahezu jedem zweiten Kind grundlegende Dinge zum Überleben und zu seiner Entwicklung fehlen, wie „sauberes Trinkwasser, ausreichende Nahrung, medizinische Hilfe, Schulunterricht oder ein Dach über dem Kopf. In zahlreichen Ländern verschärfen Staatszerfall, Bürgerkriege und AIDS die Armut noch und zerstören wichtige Errungenschaften für Kinder.”
Nach neuesten Untersuchungen von UNICEF wird in diesem Jahr die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, voraussichtlich erstmals unter 100 Millionen sinken. Zu Beginn des Jahrtausends waren weltweit noch 121 Millionen Kinder im Grundschulalter vom Schulbesuch ausgeschlossen. Dies geht aus dem im Mai veröffentlichten UNICEF-Bericht „Fortschritt für Kinder“ hervor, der den Schulbesuch von Mädchen und Jungen in 180 Ländern untersucht.
Der Bericht überprüft die Umsetzung des Millennium-Ziels der Vereinten Nationen, bis 2015 alle Kinder in die Schule zu bringen. Das Fazit: Es gehen heute zwar mehr Kinder zur Schule als jemals zuvor. Doch die Fortschritte beim Zugang zu Grundbildung in den ärmsten Ländern der Erde seien nicht schnell und nicht nachhaltig genug. Ohne massive zusätzliche Investitionen der betroffenen Länder und internationale Hilfe würden die meisten afrikanischen Staaten südlich der Sahara und Südasiens das Ziel „Bildung für alle Kinder“ bis 2015 nicht erreichen.

„Kinder in wohlhabenden Staaten leiden nicht unter den gleichen Entbehrungen wie ihre Altersgenossen in den Entwicklungsländern“, heißt es weiter in dem oben erwähnten UNICEF-Jahresbericht für das Jahr 2005. Trotzdem leben auch hier immer mehr Kinder in „relativer Armut“. In elf von 15 OECD-Staaten ist der Anteil der Kinder, deren Familien mit weniger als der Hälfte des Durchschnittseinkommens auskommen müssen, im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen.
Allein in Deutschland stieg zwischen 1990 und 2000 der Anteil „relativ armer“ Kinder von 4,1 auf neun Prozent. Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, erklärte angesichts der Armutsrisiken von Kindern und Familien: „Heute leben in Deutschland über eine Million Jungen und Mädchen von Sozialhilfe und 350 000 von Arbeitslosenhilfe auf diesem Einkommensniveau“. Ob es der jetzigen oder einer anderen Bundesregierung nach den Neuwahlen gelingt, „differenzierte Instrumente für Kinder und Familien in prekären Lebenslagen“ wirksam umzusetzen, werden wir sorgfältig verfolgen, vor allem in den Lokalnachrichten vor Ort.
Vorerst ist der Kern einer neuen Sprachübungs-Einheit im Themen-Rahmen der Verbesserungen für Familien die Bilanz des Unternehmenswettbewerbs „Erfolgsfaktor Familie 2005“. Damit reaktivieren und aktivieren wir Sachwissen sowie Sprachmittel zu den Themen-Kategorien: „Demografie“, „Betreuungs-Infrastruktur“, Bildung und Arbeitsmarkt“, „Vereinbarkeit von Familie & Beruf“ sowie „Sicherheit & Wohlstand“, die als Indikatoren für Familienfreundlichkeit angesehen werden.
Das Zusammenspiel verschiedener Indikatoren lässt sich z. B. in folgender Beschreibung für den Ehren-Preis an das „mittelgroße Unternehmen“ KOMSA Kommunikation Sachsen AG ablesen: „Das Unternehmen aus der Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche, das einen sehr hohen Anteil (41 Prozent) an Frauen in Führungspositionen hat, wird für seine vorbildliche familienfreundliche Unternehmensführung ausgezeichnet. Neben Teilzeit- und Sabbatical-Lösungen sowie individuellen Wiedereinstiegsmöglichkeiten bietet Komsa zahlreiche Angebote, die Familien den Alltag erleichtern - zum Beispiel einen ganzjährig und ganztags geöffneten Kindergarten mit zweisprachiger Erziehung. Auffällig kurz sind darum auch die Erziehungspausen bei Komsa. Das Unternehmen hält auch während der Elternzeit engen Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und unterstützt deren schnellen Wiedereinstieg bestmöglich.”
Solche Erfolgsfaktoren erinnern an eine gute Tradition in den neuen Bundesländern in Bezug auf die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ sowie qualifizierte Kinderbetreuung der Vorschulkinder (einschließlich der Unter-Drei-Jährigen). In der ehemaligen DDR gehörte bei über 80% Berufstätigkeit der Frauen die soziale und kulturelle Betreuung der Kinder zu den selbstverständlichen Leistungen der Gesellschaft. Dabei wurden die Grenzen der problematischen Lebensprozesse durch literarisch-künstlerische Analysen nicht verschwiegen. In der Erzählung „Und der steinerne Elefant“ der sorbischen Schriftstellerin Angela Stachowa (1976) wird z.B. die Vereinsamung des Kindes in der Erwachsenenwelt „ins Bild“ gesetzt. Hendrik, ein vierjähriger Junge, findet nur Liebe und Geborgenheit bei den steinernen Tieren auf dem Spielplatz: “Alle Kinder waren längst zu ihren Eltern in die Neubauwohnungen gegangen, nur Hendrik lief von einem Tier zum anderen. Schließlich kletterte er auf den Elefanten, setzte sich rittlings auf ihn und umarmte seine Ohren. ‚Elefant, Elefant’, flüsterte er, ‚ich bin immer so allein. Die Großen gehen immerfort auf Dienstreise. Elefant, kann ich nicht hier bei dir bleiben?’“
So wie diese Textstelle auf die Vergangenheit verweist, antizipiert sie möglicherweise lebendige Widersprüche, hier die berufliche, die öffentliche „Selbstverwirklichung“ der Eltern auf Kosten des Kindes. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu der oben dargestellten Erscheinung von bedrohlicher Gewalt in den Familien der Gegenwart und Zukunft. Sowohl der Frust, ein ungewolltes Kind zu haben oder dem leidenschaftlich geliebten Beruf nicht mehr nachgehen zu können, als auch die berufliche und gesellschaftliche Überbelastung von Frau und Mann können – in direkter oder indirekter Form - zu physischer oder psychischer Gewaltanwendung bei Kindern und zu einer zunehmend kinderfeindlichen und damit dem notwendigen neuen Leben gegenüber gleichgültigen gesellschaftlichen Ordnung auf vielen Ebenen führen.

Der Bundestag hat am 2. Juni über den 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung debattiert. "Dieser Bericht offenbart das absolute Scheitern der Regierung in der Armutsbekämpfung. Das Armutsrisiko hat unter Rot-Grün zu- und nicht abgenommen", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wolfgang Zöller (CSU).
Dass der Abstand zwischen Arm und Reich zugenommen hat, war sicher auch einer der Gründe, warum die Bürger/-innen bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai das rot-grüne Modell abgewählt haben. Die voraussichtlich neue Regierung nach den Neuwahlen am 18. September muss eine Reihe von Fehlentscheidungen der rot-grünen Koalition analysieren und konkrete, ehrliche Angebote unterbreiten, wie bei einem in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Aufschwung Parallelgesellschaften der Ausgegrenzten und Chancenlosen weniger zunehmen und das Bild der Gesellschaft bestimmen.
Auch das Doppel-Nein in Frankreich und Holland zur Zustimmung zum europäischen Verfassungsvertrag sei zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass er an den wirtschaftlichen Ängsten der Menschen in Europa vorbeigeht. Dieses Argument warf Katja Ridderbusch von „Die Welt“ neben vielen anderen in die Debatte vom Presse-Club am 5. Juni im WDR. Als Eckpunkte wurden u.a. genannt: Keine Lösungsangebote in Bezug auf die Verschärfung der Billigkonkurrenz durch die EU-Erweiterung vor knapp einem Jahr / Angst vor einer sozialen Misere durch unfairen Steuerwettbewerb und Niedrigsteuern von Unternehmen.
 
Dennoch - der Sommer kommt! Die Natur bietet uns an, Tag für Tag: Weite gelbe Rapsfelder. Dunkelgrüne Waldränder. Leuchtend rote Klatschmohn-Kreise im Getreidefeld. Geheimnisvoll-schattige Blätterdächer über alten Alleen. Wer denkt da nicht gleich an überraschende Farbkontraste, kräftige Konturen und die impulsive Malweise der „Brücke“-Künstler!
Am 7. Juni 1905 wurde die Künstlergemeinschaft „Brücke“ von den vier Architekturstudenten der Technischen Universität Dresden Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt gegründet. 1906 treten Emil Nolde, Max Pechstein und der Schweizer Cunio Amiet der Gruppe bei.
Zum hundertjährigen Gründungs-Jubiläum öffnet das Brücke-Museum Berlin nach einer mehrmonatigen Pause wieder seine Tore für alle natursüchtigen, farbendurstigen, „unverfälscht und unmittelbar (... ) Schaffenden wie Genießenden“, wie es im damaligen Programm-Credo der Gruppe heißt. Kunst-Touristen mögen auch nach Bern reisen, wo in der Galerie Henze & Ketterer noch bis zum 23. Juli „Brücke-Bilder“ ausgestellt sind. Schätze der Sammlung Gerlinger "Die Jahre der Brücke 1905–1913" sind bis zum 21. August im Kunstmuseum „Stiftung Moritzburg“ in der Nähe von Halle zu sehen ...
 
Uns allen in diesem Sommer auch Anteil an solchem „Rausch, dem Klang und der Exstase“ eines Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und der anderen gleichgesinnten Künstler.
Auch Anteil an dem Mut, der Trägheit unseres Herzens oder der Gleichgültigkeit der Sinne und der Arroganz des Verstands zu widerstehen.
 
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