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Heinrich Heine
"Es ist heute der erste Mai. Wie ein Meer des Lebens ergießt sich der Frühling über die Erde, der weiße Blütenschaum bleibt an den Bäumen hängen, ein weiter, warmer Nebelglanz verbreitet sich überall. In der Stadt blitzen freudig die Fensterscheiben der Häuser, an den Dächern bauen die Spatzen wieder ihre Nestchen, auf der Straße wandeln die Leute und wundern sich, daß die Luft so angreifend und ihnen selbst so wunderlich zumute ist; ... "
Aus: Die Harzreise
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Gedanken zum Mai 2007

Monat Mai
 
„Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun' und Fass.“ An diese altbekannte Bauernweisheit erinnerten sich sorgenvoll sicher viele, als es nach dem „Sommer im April“ auch in den ersten Maitagen unter dem Einfluss von Hoch „Sonja“ weiterhin hochsommerlich und niederschlagsfrei war.
Wie gleichsam im Frühjahrs-Märchen wurden jedoch die Bitten der Bauern , der Gärtner, Brauerei-Spezialisten u.a. erhört, die mit der Verteuerung ihrer Produkte drohten, denn z. B. sei nicht auszuschließen, dass der heiße April im Herbst den Bierpreis steigen lasse, so heißt es in stern.de. Ein Tief namens „Carsten“, mit kühler und feuchter Atlantikluft im Schlepptau, führte endlich anhaltende, teils auch schauerartige Regenfälle nach Deutschland. Die Wasser-Not in Mitteleuropa scheint erst einmal gebannt. Nun warten wir auf großräumigen Landregen und lokale Schauer in der Hoffnung, dass sich Kartoffeln, Gemüse und Getreide, denen die Dürre besonders zu schaffen machte, von der andauernden Trockenheit wieder erholen ...

Zunächst aber müssen wir noch die Eisheiligen überstehen. Gemeint sind damit die Namenstage von katholischen Heiligen, derer in der Zeit vom 11. – 15. Mai gedacht wird. Nach Jahrhunderte langen Beobachtungen wird das milde Frühlingswetter erst nach Ablauf dieser Tage stabil, und es droht kein Frost mehr. Erst dann trauen wir dem Blütenzauber im Mai.
Seit Anfang des Jahres spricht man auch einhellig von einem Stimmungshoch in der Wirtschaft. Deutschland befindet sich in Konjunktur-Euphorie. Vize-Kanzler Müntefering verkündet einen Jobaufschwung. Nachdem der ifo Geschäftsklimaindex im Januar leicht abgeschwächt war, hellte er sich von Monat zu Monat mehr auf. Mit dem kräftigen Aufschwung und der Aussicht auf steigende Einkommen sitzt nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung das Geld bei den deutschen Verbrauchern trotz Mehrwertsteuererhöhung wieder lockerer. Diese positive Entwicklung verfolgten wir seit etwa Anfang 2006 und sichern damit sozusagen das Gleichgewicht unserer Themenfelder in Bezug auf objektiv und subjektiv akzentuierte Sachverhalte.
Einen neuen Akzent im Themenkreis „Wirtschaft & Finanzen“ setzen wir im Mai, dem Monat des Tages der Arbeit, der seit mehr als 100 Jahren weltweit von der internationalen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung begangen wird. Dieses Jahr gab es im Terminkalender eine glückliche zeitliche Fügung, denn der erste Tag des Monats war ein so genannter Brückentag, mit dem sich viele Berufstätige das verdiente Wochenende verlängern konnten. Für einige war es bei dem Traumwetter schon Ende April das erste heiße Freibad-Wochenende, zahlreiche andere Beschäftigte oder Arbeitsuchende aber beteiligten sich an den Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften.
Für unser Sprachtraining zu sozialen Fragen der Wirtschaft fassten wir in diesem Jahr den Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum 1. Mai 2006 „Deine Würde ist unser Maß“ und den von 2007 „ Du hast mehr verdient! Mehr Respekt. Soziale Sicherheit. Gute Arbeit“ in einer Lerneinheit zusammen. Dies war insofern sprachförderlich, da wir hier einmal das Vokabular der Arbeitnehmer/-innen in den Focus rückten, während bei den erwähnten Wirtschafts-Indizes ausschließlich die Stimmung der befragten Unternehmen eingefangen wird.
“Die Wirtschaft boomt, der Arbeitsmarkt kommt endlich in Bewegung“ – das ist der positive Ausgangspunkt für Gewerkschafter im Mai 2007 deutschlandweit. Ihre Forderung wendet sich aber dann ganz natürlich in die Richtung: „Die Arbeitnehmer/-innen haben diesen Aufschwung hart erarbeitet – und wollen endlich ihren verdienten Anteil.“ DGB-Chef - Michael Sommer nannte bei der zentralen Gewerkschaftskundgebung in Gelsenkirchen als wichtigstes Ziel im Kampf um soziale Gerechtigkeit die Abschaffung von „Armutslöhnen“.
Hier sind wieder unsere Programmnutzer/-innen aus vielen Ländern Westeuropas um ihre Meinung gefragt. Nach offiziellen Angaben liegen dort gesetzliche Mindestlöhne zwischen acht und neun Euro. In Deutschland aber können Arbeitnehmer/innen schamlos ausgebeutet werden. Völlig legal. Der stern zeigt im Beitrag „Mindestlohn – So billig sind Menschen zu haben“ acht Beispiele für Lohndumping und Hungerlöhne in Schlachthöfen, in Gaststätten, in der Leiharbeit und anderswo. Der Autor Roman Heflik fragt provokativ: „Arbeiten in Deutschland – reichen 2,75 pro Stunde?“ Mit einem speziellen Sprachtraining - alle Programmnutzer/-innen können nachprüfen, inwieweit diese die Menschen entwürdigenden Verhältnissen auch auf ihre Länder zutreffen - werden wir weiter verfolgen, wie „sittenwidrige Löhne“ in Deutschland realiter verboten werden und welchen Konfliktstoff diese Forderung der gegenwärtigen Regierungskoalition bereitet.

Wie in jedem Mai gedenken wir am 8. Mai in der Lerneinheit „Ein Tag für die Demokratie“ der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten und des verbrecherischen Zweiten Weltkrieges. Übungen und Linksammlung enthalten wichtige Impulse zur Erinnerungs-Arbeit, wie die Worte von Alt-Bundeskanzler Richard von Weizsäcker in seiner Ansprache am 8. Mai 1985 im Plenarsaal des deutschen Bundestages zum 40. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“.
Auch dieser Lerngegenstand erhält in diesen Maitagen eine neue Aufmerksamkeit durch den beunruhigenden „Streit“ des russischen Präsidenten Wladimir Putins „mit dem Westen“, der in den weltweiten Medien sehr beachtet wird. Zur vorläufig kurzen Information sei gesagt, die USA wollen 2008 mit dem Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Polen und Tschechien beginnen. Das Abwehrsystem in Osteuropa soll Raketen aus so genannten „Schurkenstaaten“ wie dem Iran und der KDVR abwehren und vernichten. Russland betrachtet die in Osteuropa stationierten Raketen als Bedrohung - das geplante US-System sei in der Lage, russisches Territorium bis zum Ural zu kontrollieren - und hier beginnt eine neue dramatische Krisensituation inmitten von Europa.

Es ist nahezu tragisch, dass am 10. Mai 2007, 62 Jahre nach den äußerst verlustreichen Tagen des Kriegsendes, in Prag die bilateralen Verhandlungen mit der von Staatssekretär John Rood geleiteten USA-Delegation über die tschechische Beteiligung am amerikanischen Raketenabwehrsystem GMD (Ground-based-Midcourse Defensive) begann. Es liegt nahe, bei diesen „Krieg & Frieden“ – berührenden Konfliktstoffen auch die internationale Friedensbewegung aufzurufen und ihre Beiträge zur Diskussion zu stellen. Wolfgang Kötter von der Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung an der Uni Kassel erläutert sehr ausführlich den konkreten Streitpunkt und die Absicht Washingtons, neben den beiden in Kalifornien und Alaska entstehenden GMD-Komponenten das dritte, das europäische Segment, zu erweitern. Kötters Ausführungen entnehmen wir auch notwendige Fakten über den Vertrag aus dem Jahr 1987, in dem sich das sowjetische Staatsoberhaupt Michael Gorbatschow und der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan in Washington verpflichteten, alle Raketen und Marschflugkörper (Cruise Missiles) mit mittlerer und kürzerer Reichweite von 500 bis 5500 km zu beseitigen. Dieses Hintergrundwissen befähigt uns einzuschätzen, wie weit sich die internationale Lage von einer Entspannung entfernt hat und die neuen Stationierungspläne bei gleichzeitigem Wegfall vertraglicher Begrenzungen höchstwahrscheinlich zu einem weltweiten Raketenwettrüsten führen. Damit wird nach Kötter und anderer „Friedensbewegter“ die Kriegsgefahr spürbar wachsen. Friedenskräfte aus vielen europäischen Ländern trafen sich erstmals in Prag und beschlossen in der „Prager Erklärung“ ihren Widerstand zu vereinigen.

Russlands Stellung als eine energetische Supermacht und derzeitige Warnung vor einem militärischen Spannungsherd in Europa lassen uns nicht sein autoritäres System in Bezug auf die Menschenrechte übersehen. In unserem Schaukasten „Aktuelle Nachrichten aus dem Bereich Buch & Medien“ erscheint am 3. Mai, dem Tag der Pressefreiheit, bei „Reporter ohne Grenzen“ auch die Mitteilung über den „Protestmarsch sechs Monate nach dem Mord an Politkowskaja“. Etwa vierhundert Menschen demonstrierten am 7. April in Moskau auf dem Puschkinplatz, um an den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja zu erinnern, die vor genau einem halben Jahr erschossen wurde.
In unserem Fenster über die Verleihung des renommierten Henri-Nannen- Preises verlinken wir mit dem SPIEGELONLINE-Artikel über die Verleihung des Preises an Dmitrij Muratow, dem Chefredakteur der "Nowaja Gaseta", für die auch Anna Politkowskaja arbeitete und ihr Leben ließ. Während Muratow in Hamburg den Preis für besondere Verdienste um die Pressefreiheit entgegennahm, hatten Mitarbeiter des russischen Innenministeriums die Redaktionsräume der Außenstelle in Samara durchsucht und Computer beschlagnahmt. Die Stadt ist Gastgeber des EU-Russland-Gipfels am 18. Mai, auf dem sich die europäischen Regierungschefs mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Die Behörden befürchteten Proteste und nahmen in den vergangenen Wochen verstärkt Oppositionelle fest. Alexander Mineew, Europakorrespondent der Zeitung, erwarte nun, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel den Vorfall auf dem Samara-Gipfel anspricht. Große Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation mache er sich jedoch nicht: "Auf jedem Treffen wird die Einhaltung der Pressefreiheit angemahnt, aber es passiert nichts."

Noch eine Woche länger ließen wir das Blatt vom Literatur-Kalender des Aufbau-Verlags zum 25. Todestag von dem Schriftsteller und Publizisten Peter Weiss hängen. Seine Antwort auf die Umfrage einer russischen Literaturzeitschrift über Schriftsteller und Frieden aus dem Jahr 1977 rundet unsere Gedenktage in diesem Monat ab.
“Kunst in dieser Zeit? (...) Es ist möglich – wenn Kunst Bestandteil ist der Anstrengungen, nach Lösungen, nach Verbesserungen zu suchen. Wenn Kunst Waffe ist im Kampf gegen die Erniedrigung, die Brutalisierung, die wahnsinnige Zerstörungssucht.“

Wieder tut es nach der Betrachtung aller angeschnittenen Fragen gut, sich in frischer Luft und im frischen Grün auf einer Parkbank niederzusetzen und los zu lassen ... Seit alter Zeit wird ja der Mai als so genannter Wonnemonat begrüßt.

Ihre Margret Liebezeit und Projektgruppe

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