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"In Europa ging über den jahrzehntelangen Status quo des Kalten Krieges ein Erdrutsch hinweg, für den es kein Beispiel in der Geschichte gab. Seine Kraft war unaufhaltsam. Niemand hatte ihn so planen können, wie er kam. Keiner konnte klar übersehen, wo er münden würde. Um so entscheidender war es, seine Dynamik zu begreifen, ihn im Rahmen des Möglichen zu kanalisieren und auf einen guten Weg zu lenken."
Aus: Richard von Weizsäcker, Vier Zeiten. Erinnerungen, Siedler Verlag 1997, S. 369

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Gedanken zum Oktober 2007

Monat Oktober
 
Tag für Tag wird nun das Gold, das Rot, das Braun der Bäume und Büsche kräftiger. Ein Jahr, eine Jahreszeit sind lang und reich genug, um zu vergessen, wie es im letzten Oktober leuchtete. So ist jeder Herbst neu in seiner bunten Pracht.
Die seit Mai in jugendlichem Grün geschmückte Birke „erblondet“ nun mehr und mehr, die Äpfel am Baum „erröten lächelnd“ und warten darauf, in der noch warmen Luft gepflückt und später verspeist oder in Mus oder Saft verwandelt zu werden. Apfelmus kann man bereits fertig in Gläsern kaufen. Besser schmeckt es allerdings, wenn man es selber kocht. Und das ist recht unkompliziert und geht relativ schnell …

Der Tag der deutschen Einheit und die „Chronik der Wende“ sind führend im Oktober-Gebinde unseres Herbstprogramms. Eine alte Weisheit besagt, je weiter ein Ereignis entfernt ist, desto näher wird es einem. Es geht demnach in diesem Diskurs in den deutschen Ländern um verschiedene Daseinslagen. Die einen leben sich schon seit 17 Jahren in eine neue wirtschaftliche, politische und kulturelle Lebens-Situation ein. Mit der Zeit wächst ganz natürlich eine Generation der „Kinder der Wende“ heran, junge Menschen, die die DDR nicht mehr erlebt haben, die also vor 18 Jahren auf die Welt gekommen sind. Wir erwarten Im Vorfeld des Mauerfall-Gedenktages im kommenden Monat wieder viele Berichte, Filme, Sendungen u.a. darüber, wie die ostdeutschen Jugendlichen die Wende- und Nachwendezeit sehen und die „Älteren“, also „Nicht-Hineingeborenen“, unter den veränderten sozialen, politischen, soziokulturellen Bedingungen leben.
Die SUPERillu wollte es in ihrer Nr. 38 genau wissen: Will der Osten die DDR zurück? Wir belassen es hier bei der Antwort „Nein, jedenfalls nicht die große Mehrheit“ und widmen uns zunächst in einer neuen Lerneinheit dem Stand der Deutschen Einheit, wie sie im Bundeskabinett vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder, durch Bundesminister Wolfgang Tiefensee, vorgestellt wurde. Einer unserer Sprachübungen legen wir die Erklärung zugrunde, die östlichen Länder hätten sich im vergangenen Jahr hervorragend entwickelt. Der wirtschaftliche Aufschwung sei in vollem Umfang dort angekommen. Getragen von einem außergewöhnlich hohen Wachstum seien auch bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Erfolge erzielt worden. Tiefensees Einschätzung deckt sich mit unserem Sprachtraining zum Konjunktur-Barometer Ost. Nach einer „Wachstumspause zum Jahresauftakt“ setzt sich nach Mitteilungen vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Mai der „Wirtschaftliche Aufschwung moderat fort“, und im Juli wird nach einer Industrieumfrage sogar konstatiert: „Hochstimmung hält an“.
In jener gleichen Sprachübung stellen wir aber auch heraus, dass trotz der erfreulichen Entwicklung die Arbeitslosenquote mit 14,7 Prozent immer noch doppelt so hoch ist wie in den alten Bundesländern. Deutsch-Lernende weltweit, die sich für die neuen Länder interessieren, sehen hinter dieser Zahl Überschriften im bunten Blätterwald von Medien und Magazinen vor ihren Augen, wie z.B.: „Hilfe, die Frauen wandern ab. In den Westen, weil im Osten Deutschlands angeblich die Perspektiven fehlen.“ Annika Schulze (22 Jahre alt) aus Eisenhüttenstadt zog für ihre Lehrstelle nach Frankfurt am Main. Warum? In einem Interview äußert sie: „Zu Hause? Da hab’ ich null Chancen.“ Im klaren Wirtschafts-Deutsch analysieren Alexander Kubis und Lutz Schneider vom IHW das Wanderungsverhalten junger Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Überschrieben ist ihr Beitrag ironischerweise in Anlehnung an Marlene Dietrichs bekanntes Anti-Kriegs Lied „Sag mir, wo die Mädchen sind ...“. Dies könnte auch der Titel für eine zusätzliche Übungseinheit innerhalb des Streitthemas sein: Aufschwung Ost – haben wir es endlich geschafft?

Die erwähnte Sprachübung zur Einführung in die Problematik „17 Jahre Deutsche Einheit“ endet mit der Feststellung, es sei erforderlich, dass alle Ostdeutschen an den positiven Entwicklungen teilhaben könnten. Nur so sei der gesellschaftliche Zusammenhalt in ganz Deutschland gesichert. Für Bundesminister Tiefensee ist diese Bemerkung: „nicht zuletzt auch wichtig, um antidemokratischen, rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Tendenzen den Nährboden zu entziehen.“ Hier öffnet sich ein neuer Gedankenkomplex: „Die Verankerung der NPD muss uns alle beunruhigen“, so dass kurzfristig wirksame Handlungen folgen müssen. Im Vorfeld des historisch vielfach wichtigen 9. November 2007 werden wir deshalb auch nachgehen, wie sich die große Koalition, Opposition und viele kritische Portale mit den alarmierenden Ergebnissen auseinandersetzen und vor allem handeln. Zuallererst werden wir herausstellen, dass Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus nicht länger oder überhaupt nicht nur als Probleme des Ostens, der Jugend oder der gering Gebildeten betrachtet werden können.

Mitte September begannen wir mit der Durchsicht unseres Themenfeldes „Bildung und Erziehung“ und warteten auf die aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2007“. Bildungspolitisch Interessierte waren seit der Studie vom letzten Jahr für bestimmte Fragen sensibilisiert und damit neugierig auf die neuen Ergebnisse. Dem sorgfältig geführten Dossier vom Portal „Bildung PLUS“ war bedauerlicherweise die Benotung für dieses Jahr: „Bildungssystem nach wie vor mangelhaft.“ zu entnehmen. Wir waren nun gespannt auf Auskünfte zu solchen Fragen, die schon seit Jahren gestellt werden: Wie schätzt man den Zusammenhang zwischen sozialer sowie ethnischer Herkunft und dem Bildungserfolg in diesem Jahr ein? Wie hoch ist der Anteil der Bildungsfinanzierung am Bruttoinlandsprodukt? Vor allem aber, ausgehend davon: Lernen und Studieren ist doch ein unbedingtes Charakteristikum der Jugend, bleibt auch zu fragen: „Hat sich die Zahl der Studienanfänger erhöht und ist die Studienabbrecher-Quote gesunken?“ Hierzu lasen wir die traurige Feststellung auf den ersten Teil unserer Frage: Lediglich 21% der Mädchen und 18% der Jungen streben einen tertiären Bildungsabschluss an. Von diesem, nach Meinung von Bündnis 90/GRÜNEN, „Armutszeugnis für Kitas und Schulen“, leiten sich nun alle anderen Überlegungen ganz natürlich ab. Zu diskutieren wäre ihre Einschätzung: „Die Bildungsmisere beginnt schon mit dem frühen Aussortieren von Kindern nach der vierten Klasse. Hier werden soziale Barrieren einer Ständegesellschaft festgeschrieben und Bildungspotenziale massiv vergeudet.“ Weiter steht als ernst zu nehmende Mahnung im Raum: Bildungs-Unlust, Demotiviertheit, Chancenungleichheit führen automatisch zu massivem Fachkräftemangel mit unterschiedlichen Folgen. In Rente gehende Ingenieure und Lehrer könnten nur ungenügend durch junge Absolventen ersetzt werden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte daher vor gewaltigen Einkommensverlusten der Unternehmen durch die 48 000 nicht besetzten Ingenieurstellen.
Einen Teil des Problemspektrums verteilen wir entsprechend der bewährten Struktur einer Lerneinheit auf drei neue Sprachübungen, die wiederum inhaltlich und sprachlich auf dem Training zu Fragen von „Bildung und Erziehung“ der vergangenen Jahre aufbauen. Einzelne Lernimpulse, quasi Übungs-Mosaiksteine, enthalten auch notwendige kritische Stimmen, wie: „Während die Gewerkschaft ‚Erziehung und Wissenschaft’ von einer ‚erschreckenden Botschaft’ der sozialen Auslese sprach und grundlegendes Umsteuern forderte, wiesen der Deutsche Philologenverband und der Deutsche Lehrerverband die OECD-Kritik an den niedrigen Akademikerquoten zurück. (ZDFheute.de, Deutsches Bildungssystem floppt wieder / 18.10.2007).
Dieses Pro&Contra könnte die Programmnutzer/-innen dazu einladen, brennende bildungspolitische Fragen ihres Heimatlandes zu verbalisieren. Ein über mehrere Jahre aufgebautes Wissens- und Sprachfundament motiviert uns, Detail-Themen im Laufe des kommenden Kalenderjahres aufzugreifen, so die Gewalt gegen Lehrer oder Frust im Lehrerzimmer, dargestellt in den SPIEGEL-Beiträgen „Verprügelt, bedroht, ausgeraubt.“(Anna Reimann) und „Ungeeignet, überfordert, resigniert.“ von Jochen Leffers.

Zu den „Farben“ dieses Herbstes gehört das Streik-Rot der Lokführer Gewerkschaft GDL. Nachdem ihr Streik im Sommer zur Reisezeit gerichtlich abgewendet wurde und auch die Moderations-Versuche die harten Fronten im Tarif-Konflikt bei der Bahn nicht abbauen konnten, erlebte Deutschland einen teilweisen Bahn-Stillstand in voller Härte. Unerwartet blieb das Streikchaos aus. Viele Berliner z.B. stellten sich auf die S-Bahn-Ausfälle ein.
Uns geht es im Kontext mit der OECD-Bildungsstudie um Bildungserfolg und Leistungsstreben im Arbeitskampf. Wenn von der Wirtschaft gefordert wird, Universitäten nach Leistung zu bezahlen, um Spitzenkräfte heranzuziehen; wenn der Aufbau von Elite-Universitäten Wissenschaft und Forschung beleben soll, ist die logische Konsequenz, auch im Kampf zwischen Arbeitsgeber und -nehmer, keine Gleichmacherei zwischen den einzelnen Leistungsgruppen herzustellen. Dies ist in jedem Fall kontraproduktiv für die gesamte Wirtschaft und das Leistungsverhalten jedes einzelnen Arbeitnehmers. Es bleibt aber zu diskutieren, ob durch eine leistungsangemessene Bezahlung, wie sie im Sommer 2006 vom Chef der Ärzte-Gewerkschaft Frank Ulrich Montgomery in einem erbitterten Kampf gegen Länder und Kommunen erzielt wurde, eine „Entsolidarisierung und Spaltung der Belegschaft“ eintritt, wie es Margret Suckale, Personalchefin der Bahn AG, jetzt im Konflikt mit der Bahn vorhersagt. In der Talk-Runde bei Maybrit Illner am 18. 10. mit dem Thema: „Arbeitskampf als Ego-Trip – Streikt künftig jeder nur für sich?“ wies Vize-GDL-Chef Weselsky nachdrücklich Vorwürfe zurück, seine Gewerkschaft handle gegenüber anderen Bahnmitarbeitern egoistisch. Die GDL setze lediglich berechtigte Forderungen ihrer Mitglieder durch.
Der „Stern“ brachte in seiner Nummer 42 an den Tag: „Was die Bosse wirklich verdienen“. Dies scheint ein Nachtrag zur „Berliner Rede von Bundespräsident Horst Köhler am 1. Oktober 2007“ zu sein. Köhler beklagt die zunehmende soziale Ungerechtigkeit in Deutschland und ruft zu mehr Fairness auf. "Der Aufstieg der einen darf nicht der Abstieg der anderen sein", mahnte das Staatsoberhaupt.
Wenn man sich die fröhlich gestimmten Gesichter auf den „Stern“-Seiten angesichts von 1 247 000 - 13 600 000 EUR Gehalt ansieht, könnte man fragen: Was denken die Hochverdiener über die Anstrengungen der Arbeitnehmer/-innen, die intelligent, selbst- und verantwortungsbewusst um verbesserte, differenzierte Lohnangebote streiten?

Während draußen die Natur zunächst erst einmal der winterlichen Neige entgegengeht, sind die Hobbygärtner jetzt schon mit dem nächsten Frühjahr beschäftigt. Die Zwiebeln müssen in den Boden! So treibt uns der Jahreskreis voran und sorgt für Veränderung des Bestehenden.

Uns allen Mut und nachhaltige Zuversicht
Ihre Margret Liebezeit & Projektgruppe

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