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Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

Wilhelm Busch 1832-1908
Projekt Gutenberg-DE

 

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Gedanken zum Januar 2008

Monat Januar
 
„Warum sind wir so kalt? / Warum, – das tut doch weh! / Warum? Wir werden bald / Wie lauter Eis und Schnee!“. Diese Verse stehen am Anfang des Textes „Kälte“, Teil eines Programms des berühmten Ensembles „Die Pfeffermühle“. Das von Erika und Klaus Mann, Therese Giese und Magnus Henning gegründete Kabarett gab sein Debüt am Neujahrstag 1933 in München.
Anatol Regnier, Schriftsteller, Chansonsänger und Komponist, schreibt im Textheft zur 2006 erschienenen CD „Warum sind wir so kalt? / Erika Manns Exilkabarett ‚Die Pfeffermühle’ (1933-1937)“: „Ihre Kabarett-Texte haben auch nach sieben Jahrzehnten ihre Aktualität nicht verloren. Es ist mir eine Ehre, Erika Mann diese CD zu widmen. Und ihr zu danken für ihren Mut, ihre Weitsicht und ihr Beispiel.“ ...

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Tag, an dem viele Kinder „auf der Sonnenseite des Lebens“ eifrig mit ihren neuen Spielsachen beschäftigt sind, sehen wir über den Tellerrand der üblichen Geschenke hinaus und öffnen in unserem Kalender das Fenster zum Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Anlässlich der Vorstellung ihres Jahresberichts „Zur Situation der Kinder in der Welt 2006“ fordert UNICEF verstärkten Schutz und mehr Hilfe für ausgegrenzte Kinder am Rande der Gesellschaft. 2007 ruft das Kinderportal dazu auf, die Menschenrechte von Mädchen und Frauen zu stärken und sie besser vor Diskriminierung und Gewalt zu schützen. Im Dezember 2007 erscheint der „Globale UNICEF-Bericht „Fortschritt für Kinder“ anlässlich der UN-Sondersitzung zur Lage der Kinder. Und unser Themen-Katalog zum Jahresanfang beginnt damit, die Lebenswirklichkeit von Kindern in unseren Sprachschatz zu integrieren. Dies sei unser Versuch, dafür zu sensibilisieren, dass so viele junge Leben verschwendet werden durch Armut, Kriege, Gewalt oder Krankheit.

Fünf Jahre nach dem Weltkindergipfel im Mai 2002 ziehen Kinder gemeinsam mit Regierungen Bilanz. 2002 verabschiedeten seinerzeit mehr als 180 Länder einen weltweiten Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Lage der Kinder. Dazu gehörten Maßnahmen im Bereich Gesundheit, Schulbildung, Kinderschutz und der Kampf gegen HIV/AIDS. Die Regierungen versprachen auch, nationale Aktionspläne aufzustellen. „Dieses Treffen ist jetzt notwendig, um die Versprechen in die Köpfe der Politiker zurückzuholen. Die Staaten sollten sich selbstkritisch mit dem Fortschritt in den letzten fünf Jahren auseinandersetzen, anstatt nur alles schönzureden“, sagte der 16-jährige Marian Brehmer aus Melle bei Osnabrück; mit zehn Jahren gründete er ein Kinderrechtsteam der Hilfsorganisation „terre des hommes“ und vertrat jetzt auf Einladung von UNICEF die deutschen Kinder. Eine Frage hat Marian an die Großen dieser Welt: „Wenn ich lese, dass die Industriestaaten zehnmal mehr Geld für Waffen ausgeben als für Entwicklungshilfe – wie können wir die Politiker überzeugen, dies zu ändern?“ Diesem humanisierenden Anliegen folgend, achten wir das ganze Jahr über aufmerksam u.a. auf das Schicksal „Kleiner Krieger“. Noch immer werden weltweit Hunderttausende Kinder als Soldaten und Kämpfer gefangen gehalten und eingesetzt. Welch eine Verletzung der Menschenrechte! Unter der Überschrift „Kleine Hände – Krummer Rücken – 132 Millionen Kinderarbeiter schuften in der Landwirtschaft“ - klagt UNICEF im Juni 2007 die anhaltende Ausbeutung von Kindern in der Landwirtschaft an. Wir kommen auf alarmierende Skandale, wie „Blusen aus Kinderarbeit verkauft“ (stern-recherchen), verstärkt im Umfeld von internationalen Tagen zum Wohl der Kinder zurück. Bis dahin haben unsere aufmerksamen Lernenden weltweit schon selbstständig ihre Dossiers mit Beiträgen zu diesem Thema aufgefüllt.

„Es wäre gar nicht so schlecht, wenn die Weihnachts-Krippe einmal leer bliebe. Das könnte die Überlegungen dazu beflügeln, was dieser Gesellschaft fehlt. Diese Krippe ohne Kind könnte ein kraftvolles Symbol sein für die Verlassenheit und den Notstand vieler Minderjähriger - auch in unserem Land“, so erinnert Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung (23.12.2007) kurz vor dem „Heiligen Abend“ der „vergessenen Kleinen“ in Deutschland.
Vor dem Hauseingang der elterlichen Wohnung in Schwerin - Lankow erinnerten tagelang Kerzen an den qualvollen Hungertod der kleinen Lea-Sophie. Dem bedauernswerten Unglück von Schwerin folgten die Tragödien im schleswig-holsteinischen Darry und im sächsischen Plauen. Kinderschützer/-innen beklagen fast täglich einen neuen Fall. „Die Gesellschaft ist sensibler geworden“, meint der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky dazu. Dadurch entstünde der täuschende Eindruck, dass vernachlässigte Kinder ein neues Phänomen seien. „Der Adventskranz ist die Erfindung eines Hamburger Erziehers, der sich im 19. Jahrhundert um vernachlässigte Kinder kümmerte“, sagt der SPD-Politiker. „Allerdings sind heute weitaus mehr Kinder als in den 70er und 80er Jahren betroffen. Damals lebte in Neukölln auch noch nicht ein Drittel aller Bürger von sozialen Transferleistungen.“ (Der Tagesspiegel, 9.12.2007)
Hier schlagen wir wieder den Bogen zu politischen Konsequenzen. Nach dem im Dezember einberufenen „Kindergipfel“ der Ministerpräsidenten im Kanzleramt ist die CSU gespalten über den richtigen Weg zu mehr Kinderschutz. Bayerns Justizministerin kämpft dagegen entschieden für die Aufnahme eines entsprechenden Passus in das Grundgesetz (Süddeutsche Zeitung, 18.12.2007). Sie begrüßt ein „Netz von Hilfen“ - Hebammen, Kinderärzte, Jugendämter und Polizei –, ist aber davon überzeugt, „wenn der Kinderschutz im Grundgesetz verankert ist, ist es einfacher, diese Hilfen zu organisieren und zu finanzieren.“ Ihr ist sicher zuzustimmen, dass ein „wohl formulierter Satz“ im Grundgesetz nichts bringt, sondern vor allem abgesicherte konkrete personelle und finanzielle Mittel einschließlich qualifiziertem Personal, um Eltern, die Unterstützung brauchen, in ihrer Not, wie oft auch in ihrem Unvermögen, zu begleiten. Fast allen Mitteilungen über Verwahrlosung und Gewalt ist zu entnehmen, vernachlässigte Kinder kommen aus „sozial schwachen / sozial benachteiligten Familien“. „Überforderung“ und „schwierige Lebensumstände“ spielen eine Rolle; häufig liegen ein schlechter Gesundheitszustand, Drogenabhängigkeit oder erhebliche psychische Störungen vor. Viele junge Männer wie Frauen sind in dieser Gesellschaft nicht elternfähig geworden - nun ihr Problem? - aber nicht nur persönlich verursacht!

In der Aufarbeitung der Fälle streiten sich Behörden und Politik um die Schuldfrage. In Schwerin wird gerade vehement dem Versagen des Jugendamtes nachgegangen. Neben dem Mangel an sachgerechter Finanz- und Personalausstattung kommen „eklatante Mängel und Widersprüche“ (Matthias Gröckel, SVZ, 29.12.2007) zum Vorschein. Engagierte Bürger/-innen fordern „Rausschmiss“ und Strafverfolgung grob fahrlässig handelnder Mitarbeiterschaft. Hier beweist sich schon eine starke Kultur des „Hinsehens“ (Angela Merkel) und der beständigen Mitverantwortung, die im Laufe des Jahres nicht abstumpfen darf. „Hinsehen“ muss sich auch auf die Zahlung und Höhe von Mindestlöhnen / Sozialleistungen, die konsequente Erhöhung der Zahl von Kinderkrippen und die deutliche Aufstockung von Geldern für die neu beschlossenen Maßnahmen zum Kindeswohl beziehen. Nur so wird vielleicht „Kinderschutz“ zum Wort des Jahres 2008.

„Beteiligt Euch, – es geht um Eure Erde! / Und Ihr allein, Ihr habt die ganze Macht!“, heißt es weiter im Text „Kälte“. Der im Februar 2007 in Paris vorgestellte neue Bericht des Internationalen Wissenschaftsrats zum Klimawandel (IPCC) verbietet ein Wenn und Aber und setzt die Internationale Weltgemeinschaft schwer unter Handlungs-Druck im Sinne von Erika Mann. Das Jahr 2007 endete mit der UN-Klimakonferenz auf Bali im Dezember. Dazwischen liegen der EU-Klimagipfel in Brüssel und der so genannte Durchbruch beim Klimaschutz auf der alljährlich stattfindenden Juniberatung der acht großen Industriestaaten (G8) in Heiligendamm. Mit unserem Sprachtraining zu allen vier Klima-Initiativen des vergangenen Jahres versuchten wir, die angestoßenen Prozesse zu moderieren und zu begleiten. Dieser Lernblock, aufbauend auf den international notwendigen Klima-Anstrengungen seit 2003, regt eine Vielfalt von Umweltbewusstsein der Lernenden auch über die Fremdsprache an und gibt ihnen die Sicherheit, in dem gesellschaftlich relevanten Thema höchster Priorität im wahrsten Sinne des Wortes dank ihrer detaillierten themenzentrierten Spracharbeit „mitreden“ zu können.
Die Fortschritte im Klimaschutz stellen wir eng im Kontext mit der Weiterentwicklung von dem Projekt Europa dar. Hohe Erwartungen wurden an die EU-Ratspräsidentschaft Deutschland gebunden. Zusammen mit den anderen europäischen Ländern ist Europa wieder handlungsfähig geworden. Entscheidende Anstrengungen wurden unternommen, den EU-Reformvertrag in Lissabon zu unterzeichnen. Allerdings müsste ein stärkeres kritisches Interesse der Menschen und Völker für diese Prozesse erreicht werden und die politische Ebene in einem wirksamen Verhältnis zur konkreten Lebensrealität stehen.
Das komplexe Sprachtraining zum Klimaschutz und zur politischen Neuausrichtung von Europa formiert sich zu stabilen gesellschaftlich-orientierten Strängen in unserem sich von Monat zu Monat erweiternden Lern-Journal. Die angesprochene Grundsicherheit in Sach- und Sprachfragen weckt Neugier auf erregende Problem-Fragen. Während z. B. Bundesumweltminister Gabriel das „Ergebnis von Bali als großen Fortschritt begrüßt“, fällt Regine Günthers Sicht, Leiterin des Bereichs Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, wesentlich schärfer aus. Unter der Überschrift „Balimandat startet Prozess, doch es mangelt an Substanz“ kommentiert sie: „Der Gipfel hat gezeigt, dass die Kluft zwischen Wissen und tatsächlichem Handeln in der Klimapolitik noch immer groß ist“. Positiv ist für den WWF, dass man sich mit 2009 auf ein konkretes Datum geeinigt habe, bis wann das neue Klimaschutzabkommen stehen müsse. Hier ist auch in unserem Lern-Kanon eine Leitlinie gegeben, in den kommenden zwei Jahren auf der Basis von klima-orientierten Recherchen in Sprachübungen zu fassen, wie die Lücken geschlossen werden, die in Bali offen blieben.
Die soziale Interaktion wird sich u.a. an der destruktiven Rolle der USA, gestützt von Russland, aber auch Japan und Kanada entzünden. „Die USA haben hier alle Anstrengungen unternommen, das Balimandat zu verwässern. Immerhin gibt das Mandat dem nächsten Präsidenten der USA die Möglichkeit, einen wirkungsvollen Beitrag im globalen Kampf gegen den Klimawandel zu leisten“, kommentiert wiederum Regine Günther vom WWF.

„Seht zu, daß es ein wenig wärmer werde / In unserer schlimmen, kalten Winternacht!“ – diese Gedichtzeilen aus dem programmatischen Text Erika Manns können zu unseren Bemühungen immer auch um ein individuell bedeutsames Lernen überleiten. Jahres- und Geburtstage helfen uns dabei. Am 3. Januar wäre Maxie Wander, Fotografin und Autorin, Frau des Schriftstellers Fred Wander, 75 Jahre alt geworden. Zu ihrem Gesprächs- Protokollband „Guten Morgen, Du Schöne“, ein wahres Literaturerlebnis im damaligen Ostteil des Landes Ende der 70er Jahre, schreibt Christa Wolf in ihrem Beitrag „Berührung“: „ Fast jedes der Gespräche weist durch Sehnsucht, Forderung, Lebensanspruch über sich hinaus, und gemeinsam (...) geben sie ein Vorgefühl von einer Gemeinschaft, deren Gesetze Anteilnahme, Selbstachtung, Vertrauen und Freundlichkeit wären.“ In solchem Lichte sei nochmals gesagt: Die Nachrichten über Kevin, Jaqueline, Lea Sophie und andere grobe Verletzungen des Kindeswohls tun weh. Sie hinterlassen Zorn und Ratlosigkeit. Vielerorts wird daran gezweifelt, ob wir in unserer Gesellschaft wirklich genügend die Augen und Ohren offen halten. Fast 30 Jahre nach Maxie Wanders Texten lohnt es sich, nachzulesen, welche Form von Lebensorientierung und Lebensfundierung sich in den neunzehn „Protokollen nach Tonband“ und den „Tagebüchern und Briefen“ für uns heute gewinnen lässt.

Unsere notwendige „Selbstbefragung“ im Hier und Heute nimmt uns niemand ab, sie ist aber nicht nur Anstrengung, sie gibt uns auch ein souveräneres, ermutigendes Lebensgefühl.
Ihre Margret Liebezeit und Projektgruppe

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