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Wilhelm Busch (1833-1908)
Wiedergeburt

Wer nicht will, wird nie zunichte,
Kehrt beständig wieder heim.
Frisch herauf zum alten Lichte
Dringt der neue Lebenskeim.

Keiner fürchte zu versinken,
Der ins tiefe Dunkel fährt.
Tausend Möglichkeiten winken
Ihm, der gerne wiederkehrt.

Dennoch seh ich dich erbeben,
Eh du in die Urne langst.
Weil dir bange vor dem Leben,
Hast du vor dem Tode Angst.

Wilhelm Busch (1833-1908) Gutenberg-DE
Wiedergeburt Gutenberg-DE

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Gedanken zum März 2008

Monat März
 
"Temperaturmäßig erinnert der Osterspaziergang eher an Weihnachten", sagt Meteorologe Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst. Vor allem in den Mittelgebirgen brachte Tief "Melli" viel Schnee. Neuhaus am Rennweg in Thüringen meldete 22 Zentimeter, in Freudenstadt im Schwarzwald waren es 31 Zentimeter. Dort wurde am Karfreitag der Linienbusverkehr eingestellt.
Der Wintereinbruch einen Tag nach dem astronomischen Frühlingsbeginn hat in vielen Gebieten Deutschlands zu teilweise chaotischen Verhältnissen mit schweren Unfällen geführt.
Die Bilder der Hobby- und Profifotografen vor allem in den morgendlichen Festtagsstunden zeigen auch: Bunte Ostereier liegen, wo nicht im Wasser, im ersten frischen Grün unter einer Schneedecke. Feuriges Tulpen-Rot, sonniges Glocken-Gelb oder strahlendes Himmel-Blau vermischen sich mit unerwartetem Weiß ...

„Chaosverwaltung“ ist nach Ansicht von Claudia Voigt (SPIEGEL, 28.02.2008) auch in diesem Jahr immer noch Alltag vieler Frauen: „Was tut eine Berufstätige, deren Sohn keinen Platz im Hort bekommt? Was die Studentin, deren Zwillinge nicht im Kindergarten angenommen werden? Die Politik mäandert zwischen Moderne und Biedermeier – von Wahlfreiheit keine Spur.“ Im Laufe unseres alljährlichen März-Sprachtrainings zur „Frau“ in ihren vielfältigen Lebensbezügen ist ganz natürlich der komplexe, themen-übergreifende Charakter dieses Politikfeldes zutage getreten.
Eingangs sei kurz angeführt, dass landesweit postuliert wurde und wird: Deutschland braucht die Frauen. Kräftig unterstützt von Demoskopen machte sich schon in der rot-grünen Legislaturperiode und jetzt in der großen Koalition die Sorge breit, die Deutschen könnten aussterben, wenn sie weiterhin so wenig Kinder zur Welt brächten. Auch war der Gedanke seitens der Regierenden da, dass es vielleicht wenig sinnvoll sei, „wenn eine voll ausgebildete Tischlerin den ganzen Tag zu Hause mit ihrem Kleinkind Bauklötze stapelt, wenn eine promovierte Biologin als intellektuellen Höhepunkt des Tages die Hausaufgaben ihrer Kinder kontrolliert (C. Voigt)“. Zusammenfassend und zugleich äußerst kritisch formuliert die Autorin des Spiegel-Artikels zu solchem Frauendilemma: „Zu keinem Zeitpunkt bezog die Diskussion ihre Verve aus dem Wollen der Frauen, sondern stets aus dem apostrophierten Mangel an Kindern und Arbeitskräften, auf den dieses Land zusteuert.“ Voll Gewissheit und voll Vertrauen in das Frauen-Potential, das im Einzelnen sehr wohl immer wieder herausgearbeitet werden kann, versichert Voigt, dass sich die individuellen Lebenswünsche nicht weniger Frauen mit den Forderungen der Bevölkerungsexperten und Wirtschaftswissenschaftler deckten. Ihr kommt das inhaltliche Nachdenken über eine moderne Rolle der Frauen dabei bisher zu kurz.

Für die Vermittlung von Sach- und Sprachkompetenz zum angekündigten Reizthema nutzen wir in diesem Jahr zunächst den sechsten Bericht der Bundesregierung zum „Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau„ – so lang ist der Titel tatsächlich – wir sagen: CEDAW-Bericht. Die Konvention (englisch: Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women) ist ein internationales Übereinkommen der Vereinten Nationen zu Frauenrechten. (Sie wurde am 18. Dezember 1979 verfasst und trat am 3. September 1980 in Kraft.) Alle 4 Jahre wird in dem Bericht aufgezeigt, auf welchen Gebieten der Frauenpolitik etwas erreicht wurde und wo noch Handlungsbedarf besteht. Diesem Ziel fühlten sich auch die vorrangig weiblichen Abgeordneten der Fraktionen am 7. März in ihrer Bundestagsdebatte verpflichtet, und es ist für eine komplexe Meinungsbildung sehr wertvoll, die Berichterstattung in schriftlicher Form zu verfolgen. Für unsere Spracharbeit bieten wir zunächst erst einmal im März eine Lerneinheit zur CDU/CSU und daraufhin zur SPD, den zwei Parteien in der Großen Koalition an, um einzelne partei-bezogene Positionen aufzuzeigen und – ähnlich wie im Plenarsaal – eine Debatte über die kontroversen Argumente zu initiieren, zu der allerdings auch die Auffassungen der Oppositions-Parteien FDP, Grüne und Linkspartei zu hören sein werden.
Schwerpunkt des CEDAW-Berichts ist die Gleichstellung von Frauen und Männern im Berufsleben. Formell und juristisch besteht Konsens bei allen Parteien im Saal bezüglich der seit Jahren beklagten, aber nicht veränderten Entgelt-Ungleichheit. Kurz gesagt: Frauen – egal ob mit oder ohne Kinder – verdienen für gleichwertige Arbeit nicht immer gleichwertigen Lohn und stoßen schneller an die „gläserne Decke“ ihrer Karrieremöglichkeiten als ihre männlichen Kollegen. Seit 30 Jahren habe sich am Lohn-Abstand nichts geändert. Neue Studien und Untersuchungen belegen den Skandal. Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern beträgt in Deutschland noch immer 25 Prozent! Mit „Lohn-Schande“ ist ein Artikel im Magazin „Bild der Frau“ überschrieben. Die eigenen Stärken offensiv im Berufsleben vertreten, ist nun auch in die klassischen Frauen-Magazine eingezogen.
Unterschiedliche Haltungen gibt es nach wie vor in Bezug auf die Betreuung der unter dreijährigen Kinder, einer wichtigen Rahmenbedingung dafür, Beruf und Familie „unter einen Hut zu bringen“. Da diese Forderung auch schon so lange erhoben wird, ist die Redewendung fast sprichwörtlich. Hier fühlt sich die CDU/CSU mit der Einführung des Elterngeldes und den Ergebnissen zum Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen sehr erfolgreich und wird von der SPD und vom Bündnis 90/DIE GRÜNEN vehement kritisiert. Das von der Union geforderte Betreuungsgeld für Mütter, die sich so zusagen selbst der Erziehung der Kinder widmen wollen und dafür zu Hause bleiben, widerspricht nach Meinung der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) jedoch dem Ziel, Frauen eine Existenz sichernde Arbeit zu ermöglichen und löst u.a. die sozialen und kulturellen Probleme der vielen allein erziehenden Mütter nicht.

An dieser Stelle setzen wir aus gutem Grund ein in unserem Sprachprogramm stark beachtetes Thema, die Debatte über den Kinderschutz in Deutschland, fort und fördern damit das vernetzte Denken und Üben. Nach dem qualvollen Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie in Schwerin entbrannte berechtigterweise eine heftige Diskussion über Gewalt gegen Kinder und deren Verhütung. Im Interview mit dem Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, (abgedruckt in der Süddeutschen Zeitung vom 12. 09.2007), antwortete der Präsident auf die Frage: „Ist der Schutz der Kinder auch ein weiteres Argument dafür, mehr Krippen- und Kindergartenplätze zu schaffen?“ Hilgers: „Ja, Wir haben über Jahre hinweg eine sehr einseitige Diskussion geführt. Krippen- und Ganztagsplätze in Kindertagesstätten und Schulen wurden gefordert, damit Eltern Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. Es ist aber auch der Kinder wegen wichtig, dass sie einen Platz in einer Krippe, Kindertagesstätte oder einer Ganztagsschule finden, damit sie in einem anregungsreichen Umfeld aufwachsen, Kontakt zu anderen Kindern sowie Bewegungserziehung und kulturelle Bildung bekommen. Dinge, die sonst durch Eltern gewährleistet werden, die sich die Beiträge für die Musikschule oder den Sportverein leisten können.“ Das „Betreuungsgeld“ ist nach Hilgers kontraproduktiv, wenn Problemfamilien geholfen werden soll.
Hier greift der Interaktionsimpuls: Wodurch werden Familienprobleme hervorgerufen und verstärkt? Vielfach belegt ist, dass es aus unterschiedlichen Gründen immer mehr Krisen in Familien gibt. Eine erste Antwort aus der Arbeitswelt wäre: u.a. durch die Zunahme von Niedriglohn- und Teilzeitbeschäftigung von Frauen, worauf vor allem die SPD und die Opposition verweisen. Teilzeitarbeit bedeutet nicht nur weniger Geld am Monatsende, sondern auch weniger Arbeitslosengeld und weniger Rente. Dies bedingt logischerweise vor Ort und im Moment ein geringes Familienbudget, das in bestimmten Fällen Kinderarmut vergrößert – auf den Zusammenhang zwischen Armut und Kindes-Misshandlungen weist Hilgers schon in seinem Interview hin. Mittelfristig gefährdet sie die eigenständige Existenzsicherung – die ökonomische Abhängigkeit vom Mann kann dazu führen, eigene Lebensziele als Frau nicht verwirklichen zu können. Und langfristig droht eine spezifische Altersarmut von Frauen.
In die Überlegungen um die Durchsetzung von Rechten wollen wir auch die Sorge um das psychische und körperliche Wohl von Frauen einschließen. Sibylle Laurischk (FDP) spricht im Plenarsaal aus: „Wir haben ein Gewaltschutzgesetz, das Frauen nicht ausreichend schützt.“ In unserem Dossier zum Kinderschutz schlagen wir den Beitrag aus dem Tagesspiegel mit der Frage auf: „Warum bringen Mütter ihre Kinder um?“ Emotionale Wärme und Zuwendung, die „Kultur des Hinsehens“ in der Nachbarschaft und soziale Frühwarnsysteme, wie es für gefährdete Kinder gibt, sollten auch mehr für „überforderte“ Eltern, allein stehende Mütter und Väter funktionieren.

Unabhängig vom wechselhaften Wetter wird in Leipzig jeweils im März das Buch gefeiert. Hier sei wieder auf die Verflechtung vom Thema „Frau“ und ihres sozialen Umfeldes verwiesen. Frauen in schlechter bezahlten Jobs sind deutlich weniger in der Lage, das Lesebedürfnis ihrer Kinder durch bunt und anregend illustrierten Lesestoff zu wecken und zu erhalten. Dem Trendbericht Kinder- und Jugendbuch 2008, vorgestellt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, ist zu entnehmen: In der zweiten Auflage der IGLU-Studie, die Ende 2007 präsentiert wurde, habe sich gezeigt, dass sich die Lesekompetenz der Kinder insgesamt verbessert hat. „Allerdings ist die Kluft entsprechend der sozialen Herkunft immer noch viel zu groß“, sagte Regina Pantos, Vorstandsvorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur. „Wenn 14 Prozent aller Kinder in Deutschland nach dem Armutsbericht als arm gelten müssen, so bleiben für diese Gruppe Bücher unerreichbar. 12,77 Euro müssen in ihren Familien im Monat für Bücher, Schreibwaren, Software, Ausleihgebühren, Schulmaterialien und Schulausflüge ausreichen“, kritisierte Pantos. Auch nicht tragbar ist für sie: „Die Lesekompetenz der 15-Jährigen stagniert seit dem Jahr 2000. Leseschwache Schüler werden als ‚Bildungsverlierer’ in bestimmten Schulen konzentriert, erhalten dadurch jedoch keine Lesemotivation. Gerade für diese Jugendlichen brauchen wir Kinder- und Jugendliteratur, die Jungen und Mädchen gleichermaßen einen offenen Blick in die Welt erlaubt und diesen nicht durch soziale und geschlechtsspezifische Klischees verstellt“. Unsere Lernenden, die sich in die Debatte um die Jugendkriminalität im Februar eingemischt haben, erkennen hier Ursachen für mögliche Gewalt von Kindern und Jugendlichen. Sie denken über soziale, familiäre und bildungspolitische Zustände nach, die zu Straftaten führen können.

Fast genau fünf Jahre nach Beginn des Irakkrieges ist die Zahl der getöteten US-Soldaten auf 4000 gestiegen. Am Ostersonntag kamen in der irakischen Hauptstadt Bagdad vier Soldaten durch einen am Straßenrand versteckten Sprengsatz ums Leben.
Unsägliches Leid wurde sichtbar an Ali Ismaeel Abbas, einem 12jährigen irakischen Jungen, der am Montag, dem 7. April 2003, zu einem der vielen unschuldigen Opfer des Krieges wurde. Bei einem Bombenangriff verlor er seine Eltern und andere Angehörige seiner Familie. Um zu verstehen, von welchem Schmerz eigentlich die Rede war, sehe man sich auch heute wieder das Bild des Jungen mit seinen zwei Armstümpfen, nur behelfsmäßig verbunden, in einem der überfüllten Krankenhäuser in Bagdad an.
Wir erinnern an eine Leser-Zusendung an die britische Tageszeitung "Mirror" vom 13. April: "Nachdem ich eure Geschichte über Ali gelesen hatte, weinte ich vor Ärger und Verzweiflung. Ich bin ein erwachsener Mann und habe seit Jahren keine Träne mehr vergossen, aber diese Geschichte war zu schwer zu ertragen."

2003 schrieben wir: „Nun müssen wir alle dazu beitragen, dass das Wissen darüber nicht aus der Weltöffentlichkeit verschwindet.“ Der Satz gilt nach wie vor, nur hat unsere Trauer über das Leid bis heute zugenommen.

Ihre Margret Liebezeit und Projektgruppe

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