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Joachim Ringelnatz
Steine am Meeresstrand

Steine schaumumtollt,
Zornig ausgerollt
Über Steine. –
Freiheit, die ich meine,
Gibt es keine.

Stille nun. Entbrandet
Ruht ihr, feucht umsandet,
Unzählbar gesellt,
Von der Zeit geschliffen
Oder kampfentstellt. –
Alle von der Welt
Lange rauh begriffen,
Schweigt ihr. – Ihr begreift die Welt.

Wie ich euch sortiere,
Spielerisch verführt:
Früchte, Götzen, Tiere,
Wie es Phantasie so legt,
Habt ihr in mir aufgerührt,
Was seit Kindheit mich bewegt.

Spitze, trübe, glatte, reine,
Platte, freche, winzig kleine,
Ausgehöhlte, fette Steine,
Plumpe, schiefe, trotzig große –

Ja ihr predigt ernst wie froh,
Meistens simpel, oft apart,
Weit umgrenzte, willenlose
Freiheit. – Predigt ebenso
Fromm wie hart.

Zum 125. Geburtstag von Joachim Ringelnatz (1883-1934) am 7. August.
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Gedanken zum August 2008

Monat August
 
„Wasser wertet jeden Garten auf: Seine plätschernden und sprudelnden Geräusche wirken beruhigend. Wasser sorgt für höhere Luftfeuchtigkeit, die das Mikroklima verbessert. Indem sich der Himmel in der Oberfläche spiegelt, erhält der Garten eine dritte Dimension“, hieß es Anfang des Sommers vorsorglich in einem Ratgeber für Wasser-Vergnügen im Garten. Wasser schwimmt auch auf der Wellness - Welle ganz oben. Und wurde so Stil bewusst in "Aqua" umgetauft. Ob getrunken, gegossen, oder einfach nur nass - aquatische Genüsse liegen voll im Trend …

Dieser viel besprochene und besungene Quell der Lebensfreude ist schlicht und ergreifend vielen, zu vielen Menschen auf dieser Erde versagt. Daran erinnerte gerade im Urlaubs- und Ferienmonat August, auch Bademonat par excellence, die Weltwasserwoche in Stockholm.
Appelliert wurde schon eindringlich auf dem 4. Weltwasserforum in Mexiko-Stadt 2006. „Beim Appell blieb es letztlich auch, zumindest in der offiziellen Schlusserklärung“, so ist es heute noch bei Michael Castritius, aus dem ARD-Hörfunkstudio Mexiko-Stadt, abzurufen. Minister aus über 120 Staaten forderten, die Bedeutung des Wassers für eine nachhaltige Entwicklung anzuerkennen. Sie vermieden es aber ausdrücklich, so kritisierte der ARD-Reporter damals, der Forderung nach der Anerkennung des freien Zugangs zum Wasser als eines Grundrechts der Menschheit nachzugeben. Die großen, spannungsvollen Begriffe „Menschenrecht auf Wasser“ sowie „Privatisierung“, die nach Castritius die Schlagzeilen über das 4. Welt-Wasserforum bestimmten, stehen daher auch im Mittelpunkt unserer 2006 erarbeiteten Lerneinheit zur globalen Wasserkrise.

Jeweils zum Weltwassertag am 22. März rücken wir die „Wasserknappheit auf der blauen Kugel“ (Umweltstiftung WWF Deutschland) in das Zentrum unserer Lerntätigkeit, haben die Mitteilungen darüber doch weltweit ein hohes öffentliches und emotionales Gewicht. UNICEF rief diesjährig wieder dazu auf, die Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern. Dramatische Fakten über erstaunliche Defizite sind: Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen nicht genug sauberes Wasser zum Leben. 2,6 Milliarden Menschen – mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung – müssen ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen auskommen, darunter 980 Millionen Kinder. Die Folgen - lebensbedrohliche Infektionen und schwere Durchfallerkrankungen - sind seit Jahren bekannt. Wegen der extremen Dringlichkeit haben die Vereinten Nationen das Jahr 2008 zum Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung erklärt. Mahnend und warnend zugleich wird mehrfach von Experten eingeschätzt, dass das Millenniums-Entwicklungsziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Menschen ohne sanitäre Grundversorgung zu halbieren, noch in weiter Ferne ist.
Der im Juli von UNICEF und der WHO vorgestellte Bericht legt neue Ergebnisse vor. Seit 1990 sei der Anteil der Menschen, denen selbst einfache Latrinen nicht zur Verfügung stehen, von 31 Prozent im Jahr 1990 auf 23 Prozent im Jahr 2006 gesunken. Weltweit müssten jedoch immer noch 1,2 Milliarden Menschen ihre Notdurft ausschließlich im Freien verrichten - nicht an einem „stillen Örtchen“ – nein, oft in öffentlich zugänglichen und einsehbaren Plätzen. Unvorstellbar! Hier entzündet sich die soziale Interaktion. Das Bedürfnis zu helfen haben zahlreiche Hilfskräfte, die es von verantwortlichen Behörden zu nutzen gilt.
Die zum Himmel schreiende mangelhafte Toilettenhygiene wird als eine gefährliche Bedrohung für die Gesundheit angesehen, wie schon angemahnt, denn fehlende Abwasserversorgung macht die Wasserversorgung unmöglich, da Krankheitserreger z. B. mangels Toiletten in den Wasserkreislauf gelangen. „Alle 20 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen einer Krankheit, die durch mangelhafte Hygiene, verschmutztes Wasser oder mit Keimen verunreinigte Nahrung verursacht wird“; mit dieser traurigen Feststellung leiten wir das Sprachtraining zur Weltwasserwoche 2008 ein. Auf innovative und finanzierbare Anlagen, die Fäkalien zu Biogas und Dünger verwerten, werden wir in einem gesonderten Beitrag zur gezielten Entwicklungshilfe eingehen.
Wichtig erscheint uns zunächst noch, die „schmutzige Seite“, die Sanitärversorgung, zu enttabuisieren und damit zu mehr Schutz für Mädchen und Frauen auch in der Fremdsprache zu sensibilisieren. Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin, betonte in diesem bedrückenden Kontext, dass die sanitären Verhältnisse in vielen Ländern noch immer einem Angriff auf die Würde der Frauen und Mädchen gleichkämen: "Wo Toiletten fehlen, sind Frauen und Mädchen besonders benachteiligt. In einigen Ländern verlassen zehn Prozent der Mädchen die Schule, wenn sie in das Menstruationsalter kommen, weil es in den Schulen entweder keine oder keine für Jungen und Mädchen getrennten Toiletten gibt." Frauen und Mädchen können sich oft erst in der Dunkelheit hinter einem Busch oder am Straßenrand erleichtern und sind dann vielfach Übergriffen ausgesetzt.“ Die Forderung nach einer besseren Sanitärversorgung, die ganz konkret mehr Schutz für Frauen und einen großen Schritt zur sozialen Entwicklung bedeutet, nehmen wir in unseren Katalog zur Chancengleichheit von Arm und Reich, aber auch von Frau und Mann auf, bis wir spätestens im März-Sprachtraining 2009 zur „Frau“ in ihren vielfältigen Lebensbezügen neue Ergebnisse zu deren Umsetzung vorstellen .

Die Weltwasserwoche – seit 1991 wichtiges Forum für Experten, Politiker/-innen und Wirtschaftsvertreter/-innen – beleuchtet nun im August 2008 auch die Anpassung an den Klimawandel, der zunehmend zu Wassermangel und Dürren führt. Ein brandaktueller Beitrag des WWF trägt die bedrohliche Überschrift: „Mittelmeerregion trocknet aus“. Die neue WWF-Studie zur „Dürre im Mittelmeerraum“ kommt zu dem Schluss, dass die zunehmende Wasserknappheit, beschleunigt durch die Auswirkungen des Klimawandels, zu einer ernsthaften Bedrohung für den ökonomischen Wohlstand und die ökologische Vielfalt der Mittelmeerregion wird. „Wenn nicht bald ein radikales Umdenken im Wassermanagement der betroffenen Staaten einsetzt, droht der Mittelmeerraum auszutrocknen“, warnt Dorothea August, WWF-Expertin, Autorin der Studie und evoziert in unserem Lernumfeld damit solche drängenden Fragen: Welche dramatischen Folgen hätte diese Entwicklung auch hier in Mitteleuropa? Drohen nicht Landflucht und Kollaps der Landwirtschaft rund um das Mittelmeer sowie ein Ende des Tourismus in beliebten Urlaubsregionen?

Spätestens nach einer erholsamen Ferienzeit in jenen bedrohten „beliebten Urlaubsregionen“ oder anderswo werden die Bürger/-innen mit den neuesten Konjunktur-Daten aus der Wirtschaft konfrontiert. So wächst auch in unserem Themenspektrum das Segment „Wirtschaft und Finanzen“, denn die private und öffentliche Existenz wird bedrohlich stark von Angst, Unzufriedenheit bis hin zum Pessimismus geprägt. Als beunruhigende Fakten im laufenden Monat führt Markus Sievers in der „Frankfurter Rundschau“ vom 17.08. an: „Im August sank die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen den dritten Monat in Folge. Die befragten Firmen schätzen sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Geschäftsaussichten pessimistischer ein als vor einem Monat.“ Ähnlich sei das Bild bei den Verbrauchern. „Die Angst vor einer konjunkturellen Talfahrt und vor weiteren Preissteigerungen werden auch in den kommenden Monaten den Konsum drosseln“, sagte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg voraus. Seit 2006 verfolgen wir monatlich den ifo Konjunkturtest, herausgegeben vom Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München. War 2006 die deutsche Wirtschaft noch im Aufschwung begriffen, werten wir jetzt die ausgeprägte Abschwungsperiode für unsere wirtschaftlich orientierte Übungsreihe aus. Hierzu ziehen wir seit März 2007 auch die IWH - Konjunkturbarometer Ostdeutschlands vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle heran.
Wie in allen Lernhandlungen ist es ein langer Weg z.B. vom erstmaligen „Hineinschauen – in - das - Wirtschaftsgeschehen“ bis zur gesicherten Integration der Sprachmittel. Eine Vielfalt im Angebot der Textsorten erhöht die Lernfreude und – bereitschaft. Professor Dr. Udo Ludwig, Konjunktur-Ansprechperson im IWH, sagt im SUPERillu – Interview (SUPERillu, Nr. 34), wie es um die deutsche Wirtschaft steht und was die Regierung tun kann. Unsere wirtschaftlich interessierten Lerner/-innen bekommen hier straffe, zusammenfassende Antworten auf wesentliche zurzeit offene Fragen, wie: „Steuern wir in eine Rezession?“, „Was gibt Anlass zu Pessimismus?“ oder „Der Ölpreis hat wieder nachgelassen. Führt das bei uns zu einer Dämpfung der Inflation?“ Vorerst beruhigend führt Ludwig aus: „Die hohen Inflationsraten von über drei Prozent für Deutschland, die wir in den vergangenen Monaten in Kauf nehmen mussten, dürften im weiteren Verlauf des Jahres auf etwa 2,5 Prozent abklingen.“ Die Konsumenten-Stimmung dämpfend, konstatiert er jedoch: “Leider hat aber nicht nur der hohe Ölpreis die Verbraucherpreise getrieben, sondern auch die hohen Preise für Nahrungsgüter (Milch und Brot) sowie für Gas und Strom hatten daran Anteil“. Zur Veranschaulichung dieser These dient „stern.de“ 19.08.2008: „Die Haushalte in Deutschland müssen immer mehr für Energie bezahlen. Allein von 2002 bis 2006 stiegen die Heiz- und Stromkosten sowie die Kraftstoffausgaben um etwa 28 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von 2006 bis Juli 2008 legten die Kosten um weitere 21 Prozent zu. Ein Haushalt muss damit derzeit im Durchschnitt je Monat 267 Euro für Energie aufwenden - 2002 waren es noch fast 100 Euro weniger“. Welche Auswirkungen dies bei einem prognostizierten Personalabbau im vierten Quartal 2008 und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit - wenngleich nach Ludwig nicht in riesigen Größenordnungen – auf die Bürger/-innen haben wird, ist eine Beobachtungsaufgabe für die nächsten Monate.

Besonders landeskundlich-interessant finden wir die Frage aus der SUPERillu: „Warum sind die Deutschen so konsumpessimistisch und halten ihr Geld zusammen?“ Udo Ludwig führt hierzu aus: “Das Sparverhalten ist bei uns sehr stark geprägt durch die historischen Erfahrungen. Auch andere Länder haben zwar unter der Weltwirtschaftskrise vor fast 80 Jahren gelitten.“ Und hier wird er wohltuend amüsant: „Aber wir Deutschen sorgen gerne vor und wollen uns absichern, statt in den Tag hinein zu leben.“ Lassen wir unsere amerikanischen Lerner/-innen überprüfen, ob es stimmt, dass, wie Ludwig meint, „sie selbst in Krisenzeiten scheinbar unbefangen ihr Geld ausgeben, damit ihre Binnenwirtschaft merklich stützen - zum Glück für die USA.“ Auch folgende Bemerkung bitten wir unsere Programmnutzer/-innen zu hinterfragen: „Aber dieses Konsumverhalten verträgt sich überhaupt nicht mit unseren Wertvorstellungen und den „preußischen Tugenden“. „Was ist Deutsch?“ oder gar „Was sind preußisch Tugenden?“ sind ja sehr beliebte Impulse zum Versuch von Lernenden, das Land ihrer Wahl, in unserem Fall Deutschland, besser einzuordnen und kritisch-aktiv kennen zu lernen.

Diesem Ziel hilft sicher auch immer die Literatur und Kunst. Sie lehrt ganz „unpreußisch“, „vor zu denken, quer zu denken, weiterzudenken“. Solche Attribute sprach Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, ihrer 1990 verstorbenen Bürgerin Irmtraud Morgner zu. Die Chemnitzer Dichterin, „widersetzliche Trobadora“ (Gerhard Wolf, in seiner Rede bei der Beerdigung von I.M. am 11. Mai 1990) wäre am 22. August 75 Jahre alt geworden. Dank ihrer phantasievollen Erfindungen, vielerlei Mythologie-, Sagen- und Geschichtsgestalten lebt sie weit in unsere Zeit hinein. Morgner schrieb so zusagen in dem „Stau“ hinter der Mauer durch Deutschland (1961-1889), den viele wie sie als Jahre der geistigen, wirtschaftlichen und politischen Stagnation (Stefan Heym in seiner Rede auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. 11. 89) empfanden. Ein Ausweg, eine Flucht daraus war u.a. ihre Gestalt Laura in der „Salman-Trilogie“. Für sie stand seit ihrem dritten Lebensjahr fest, Lokführer zu werden. „Lokführer, das waren für die Volksschülerin Laura Leute, die aus ihrer Neugier und dem Fernweh einen Beruf gemacht hatten. Mit diesem Beruf durfte man täglich über die Stadt und andere Grenzen hinaus. Jeder Dienst eine Expedition. Jeder Lokführer ein Forscher und Grenzüberschreiter „.

Immer gute Fahrt!
Ihre Margret Liebezeit und Projektgruppe

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