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Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

Wilhelm Busch 1832-1908
Projekt Gutenberg-DE

zum Übungskalender
 

Gedanken zum Januar 2009

Monat Januar
 
Wir feiern Weihnachten in der dunkelsten Jahreszeit. Oft sind Kälte und Dunkelheit auch ein sprechendes Bild für die Welt, in der wir leben, für die schwierigen, ja oft zerstörenden Verhältnisse, in denen viele ihre Wege suchen müssen.
Niemand weiß mit Sicherheit, was das kommende Jahr bringen wird. Angekündigt sind komplexe Einbrüche, die von der Finanz- und Wirtschaftskrise, einschließlich eines enormen Vertrauensverlusts, ausgehen. Prof. Dr. Ulrich Blum, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, nimmt sich verantwortungsbewusst des Drucks der viel geforderten systematischen Ursachenanalyse an und formuliert in "Wirtschaft im Wandel" 12/2008 im Editorial: "Wirtschaftliche Zuversicht besitzt eine moralische Dimension. Diese Moral muss immer wieder gestiftet - derzeit von den Verantwortlichen eingefordert werden. Ohne eine Umkehr, also eine selbstkritische Aufarbeitung, wird dies nicht möglich sein. Das ist viel verlangt, aber die Weihnachtstage sollten dazu Gelegenheit geben."

Tatsächlich sind Weihnachten und der Beginn des neuen Jahres einerseits immer auch unsere Chance. 2008 fielen die Feste für die meisten Arbeitnehmer / - innen „günstig“; das heißt: Es gab besonders viele freie Tage. Tatsächlich konnten sie eine Art Neuorientierung in unserem Leben sein, wenn wir „Kopf, Herz und Hand“ (so der berühmte Pädagogik-Mentor Pestalozzi (1746-1827) für seine Botschaften öffneten. Denn zu Weihnachten stillen wir die Sehnsucht nach Sinnstiftung, nach Nähe und Miteinander, nach Vertrauen, nach Heimat.
Doch die Jahresend-Pause 2008 hatte es andererseits gleichsam schwer. Selbst bei der traditionellen Weihnachtsgans oder beim leckeren Party – Bufett blieb ein Gespräch über die Rezessions-Angst oft nicht aus. Bis vor kurzem war die Finanzkrise nur ein abstraktes Gebilde; jetzt häufen sich die Anzeichen, dass die Krise langsam, aber sicher bei vielen von uns ankommt.
Nichtsdestotrotz wurde gemeldet: „Kunden waren in Kauflaune“ (24.12.2008 stern), „Millionen Kauflustige stürmen Innenstädte“ (stern, 20.12.2008). Es herrschte also reichlich Betrieb in Geschäften und Kaufhäusern; auch die Weihnachtsmärkte waren gut besucht. Die Menschen sahen das Weihnachtsgeschäft (stern, 24.12.2008) offenbar so: „Erst kommt Weihnachten, dann erst die Krise“. Man mag das, positiv gesehen, ein glückliches Naturell von Menschen nennen, seitens des Handels aber auch Augenwischerei oder „Sturm vor der Ruhe“, um eine bekannte Redewendung etwas abzuwandeln. Die GfK-Konsumklima-Studie für Dezember 2008 legte die Ergebnisse für das nächste Jahr schon auf den Tisch. Das Konsumklima zeige sich beim Start ins neue Jahr konstant, wenn auch auf niedrigem Niveau: „Allerdings führen Produktionseinbrüche, Kurzarbeit sowie Meldungen über drohende Entlassungen dazu, dass sich mehr und mehr Konsumenten auch persönlich von der Krise betroffen fühlen. Nachdem die Einkommenserwartung zuletzt viermal in Folge angestiegen war, sinkt sie im Dezember erstmals spürbar ab.“

Es scheint, Weihnachten und der Jahresbeginn traten in diesem Jahr in besonderer Weise dazu an, den Werte-Kompass neu einzustellen. Wenn wir zurückblicken, sind ja Aktionen, wie der Druck auf deutsche Konzerne wegen ihrer verantwortungslosen Gier nach: „Rendite, Rendite, Rendite“ (SPIEGEL OINLINE, 22.12.2006) oder Mahnungen wie „Kirchen rufen zum Kampf für soziale Gerechtigkeit“ (ebenda, 23.12.2006) nicht neu. Auch forderte Bundespräsident Horst Köhler schon in seiner Weihnachtsansprache am 23.12.2006 zu „Stetigkeit und Stimmigkeit“ auf, d.h. anständige und verlässliche Politik zu machen.
Bei der Eröffnung des „European Banking Congress“ 2008 am 21. 11. in Frankfurt/Main wurde sein Ton angesichts der „finanziellen Exzesse ohne soziales Verantwortungsbewusstsein“ (Angela Merkel) - wie wir erwarten können - schärfer. Er mache sich ernsthaft um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das Ansehen der Sozialen Marktwirtschaft Gedanken und sprach aus: „Wir haben es mit einer tiefen, weltumspannenden Krise zu tun. Wir haben gezeigt bekommen, wie schnell das internationale Finanzsystem instabil werden kann. Und jetzt frisst sich die Krise in die Realwirtschaft – überall in der Welt.“
Zuvor hatte der Philosoph Jürgen Habermas in einem Gespräch mit Thomas Assheuer (DIE ZEIT, 06.11.2008) die Notwendigkeit einer neuen Weltordnung eingefordert; ihn beunruhige dabei am meisten: „die himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit, die darin besteht, dass die sozialisierten Kosten des Systemversagens die verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten treffen.“ Wir nutzen die umgangssprachlich formulierte Feststellung im Interview (11.12.2008) der Süddeutschen Zeitung mit dem Bundespräsidenten - „Da stürzen die Banken die ganze Welt in die Rezession, und wer fliegt als erster raus? Die Schwächsten“ - als einen zum Sprechen oder Schreiben anregenden Impuls im Anschluss an Sprachübungselemente zur Konjunktur in Deutschland, die seit der Jahresmitte 2008 deutlich abwärts gerichtet war. So sichern wir Detailkenntnis und die Möglichkeit, ruhig und engagiert über die deutsche und weltweite Krise und ihre Auswirkungen auf die so genannte Realwirtschaft, vor allem auf die Arbeitsmarktsituation, zu debattieren. Lebendiges Lernen heißt Anfang des neuen Jahres, sprachliche Beweglichkeit und Mitdiskutieren zu fördern, weil unsere Sprach-Akteure natürlich etwas gegen die schlechten Nachrichten, wie „2009 wird ein rabenschwarzes Jahr“ (sueddeutsche.de, 10.12.2008) unternehmen wollen. So lernen sie auch über die Fremdsprache, mit der momentanen Ungewissheit kritisch und zugleich vernünftig umzugehen.

Im Bemühen, für 2009 nach Werten zum Abwenden einer zunehmenden Existenzkrise zu suchen, zitieren wir noch einmal den Bundespräsidenten im Kontext gesellschaftlicher Zusammenhalt und wirtschaftlicher Fortschritt. Bei aller Schärfe des Wettbewerbs sei eine Kultur der Gemeinsamkeit vonnöten: „Eine Kultur der Gemeinsamkeit, der alle angehören. Und wir brauchen schlicht Anstand.“
Um diese Haltung zu vertiefen, beziehen wir das SPIEGEL ONLINE Interview mit der SPD-Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan in unser Nachdenken mit ein. Unter dem Titel „Schwan macht ‚geistige Mitläufer’ für Finanzkrise verantwortlich“, artikuliert die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder a.D. tiefere Ursachen als die Gier der Manager. Sie führt dazu aus: „Bildung wird in der Politik und in den meisten Chefetagen nicht wichtig genommen. Ich spreche von Bildung im umfänglichen Sinne, das heißt Urteilskraft, Verantwortungsfähigkeit, Zweifeln. Das alles zählt nicht mehr, nur auf die Wissensvermittlung kommt es an.“ Hier klingeln die Glocken aus dem „Bildungs-Turm“. Mindestens seit PISA 2000 werden große Schwächen in den Kernkompetenzen - strategisches und vernetztes Denken, Überzeugungskraft und Entscheidungsfähigkeit, Kreativität und Kooperation - angemerkt. Auch in der ZDF-Sendung „Das schwarze Jahr des Kapitals“ am 18. Dezember bei Maybrit Illner mahnte Frau Schwan vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise mehr „strukturelle Verantwortung und Ehrlichkeit“ an und sprach von der Krise auch als einer „kulturellen Krise“.

Im Zusammenhang mit der von Präsident Blum benannten „moralischen Dimension“ wirtschaftlicher Zuversicht empfehlen wir zusätzlich das ZEIT-Interview „Es fehlt an Wissen und Moral“ (06.11.2008). Dort fragt Alexandra Werders den Finanzexperten Sven Remer „Was sind für Sie die wichtigen, aber vernachlässigten Werte?“ Remer führt am Institut für Social Banking in Bochum junge Banker berufsbegleitend an Fragen des sozial und ökologisch orientierten Bankwesens heran. Seine Antwort auf die gestellte Frage lautet: „Die klassischen Werte der nachhaltigen Entwicklung, eine Haltung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, das Bewusstsein um die Endlichkeit unserer Ressourcen.“
Hier weckt der Experte bei unseren Lernenden das Wissen um die sich verstärkenden internationalen Verflechtungen von Bankenkrise und ökologischem Bewusstsein. Es gilt in diesem Jahr die Zeitspanne Bali (Indonesien) 2007, Poznan (Polen) 2008 bis Kopenhagen (2009) zu überblicken. Die UN-Klimakonferenz in Poznan vom 1. – 12. Dezember wurde als ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zu einer Einigung auf ein Nachfolgeregime für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll gesehen. Insofern bietet sich zur Reaktivierung von Sachverhalten zum Fahrplan der Verhandlungen für ein globales Klimaschutzabkommen - Stationen des Klima-Zugs sind Berlin (1995 ) bis Poznan, ein wiederholendes Sprachtraining insbesondere zum Klimagipfel 2007 an, damit anknüpfend daran die Ergebnisse von 2008 zielgerichtet ausgewertet werden können. Dabei versuchen wir, dem kompetenten, sich gründlich für den Klimawandel interessierten Lernenden, die Ergebnisse sowohl aus der Sicht der Bundesregierung als aus dem Blickwinkel der Umweltschützer vorzustellen. Kämpferisch trat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel an das Rednerpult am 11.12. in Poznan: „Wir sind die Umweltminister dieser Welt. Wer, wenn nicht wir, haben die Verantwortung in dieser kritischen Situation, daran zu erinnern, dass man das Schmelzen der Eisberge nicht vertagen kann und dass der Meeresspiegel keine Pause einlegt, nur weil die Banker und Broker Billionenvermögen verschleudert haben“. Nüchtern bewertete Gabriel abschließend den Gipfel: „Poznan hat die Ergebnisse erreicht, die wir hier erreichen konnten“. Wie angekündigt, stellen wir dieser Einschätzung Meinungen z.B. vom WWF „Klimaschutz in Europa fällt politischen Machtspielen zum Opfer“ entgegen, weiter von der NABU „Ein Weihnachtsgeschenk für die Industrie. EU verspielt Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel“und vom BUND „EU-Klimapaket muss gründlich nachgebessert werden“. Die Nutzung auch dieser regierungs-kritischen Stimmen verspricht eine vielfarbige, ernst zu nehmende Spracharbeit. Im Rahmen der Werte-Diskussion wird der Bundesregierung von der parlamentarischen Opposition auch vorgeworfen, sich bei der Verwässerung und Verzögerung der ursprünglich für 2012 von der EU-Kommission gewollten strengeren CO2-Vorgaben unrühmlich hervorgetan zu haben, indem sie vor der Autolobby eingeknickt sei. Dies habe die Glaubwürdigkeit Deutschlands in Sachen Klimaschutz schwer beschädigt.
Außerdem sei Verlässlichkeit kein Wert mehr, auf den sich die Entwicklungsländer verlassen können. Die Weltklimakonferenz ist nach zwei Wochen Verhandlungen in der Frage nach mehr Geld für ärmere Länder gescheitert. Die Vertreter der rund 190 Staaten konnten sich - mit eigentlich nicht mehr zu akzeptierenden Folgen - nicht darauf verständigen, ob und wie die bisherigen Mittel für einen Fonds für die Entwicklungsländer zur Anpassung an den Klimawandel aufgestockt werden.

Am 24. Dezember - am Abend dieses sehnlich erwarteten Tages - packen viele Kinder in den so genannten wohlhabenden Industrieländern ihre oft überreichlichen Geschenke aus. Nicht ohne Absicht ruft Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, gerade zu dieser Zeit angesichts der globalen Finanzkrise dazu auf, den Kampf gegen extreme Armut und Unterentwicklung in so vielen Weltgegenden zu verstärken: „Die ärmsten Kinder in den Entwicklungsländern leiden am härtesten, wenn ihre Eltern den Job verlieren, weil der Export einbricht. Die Familien wissen dann nicht mehr, wie sie Nahrung, sauberes Wasser, Krankenhäuser oder Schulsachen bezahlen sollen“.
Im Januar jeden Jahres steht die Situation der Kinder in der Welt mit im Mittelpunkt unserer monatlichen Sprachübungsreihe. Wir ergänzen sie 2009 durch die Beiträge zur UNICEF-Aktion "Stoppt Ausbeutung". Wir wissen es aus den Nachrichten der vergangenen Jahre: "Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten - viele von ihnen unter ausbeuterischen Bedingungen! Mädchen und Jungen schuften auf Plantagen oder als Dienstmädchen. Sie arbeiten in Minen. Oder müssen sogar als Prostituierte ihren Körper verkaufen."
Es ist erkannt: „Armut und Klimawandel bedrohen die politische Stabilität in Nord und Süd. Deshalb muss ihre Bekämpfung als strategisches Ziel in allen Formen internationaler Zusammenarbeit verankert werden„ (Bundespräsident Köhler). Ein neues Jahr bricht an. Wie, wann und von wem werden diese hehren Ziele umgesetzt?

Was eignet sich nun zum „ Abschalten“ von all den düsteren Prognosen, der verständlichen Wut über Finanz-Jongleure und ihrer Spekulationen mit Folgen, über die die Experten noch rätseln? Von unserem ganz persönlichen Alltag?
Nichts eignet sich besser, wie wir wissen, als Aktivitäten, bei denen wir uns angemessen und verantwortlich fühlen können. Unser Schaukasten, insbesondere die Nachrichten aus Buch & Medien, regt zum Nachdenken und Handeln an. Am 15. Januar werden viele Menschen der Humanistin und Sozialistin Rosa Luxemburg (1871-1919) gedenken. Sie schrieb an die Frau von Karl Liebknecht (1871-1919), der zusammen mit Rosa im Januar 1919 ermordet wurde, zum Weihnachtsfest aus ihrer Festungshaft in Breslau 1917: „Sonjuscha, Liebste, seien sie trotz alledem ruhig und heiter. So ist das Leben, und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.“
Solche Worte mögen weit in das kommende Jahr hinein klingen...

Und die Weihnachtszeit hat uns auch darin bestärkt:
Nehmen wir uns Zeit für den Nächsten wie für uns selbst.
Dankbar und hoffend auf unsere weitere Gemeinsamkeit in den kommenden Monaten.

Ihre Margret Liebezeit und Projektgruppe

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