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Gedanken zum August 2009
Psychoanlytiker Hans-Eberhard Richter im Gespräch, 18.08.2009 SPIEGEL ONLINE: Sie sind jetzt 86 Jahre alt und haben die Große Depression im Jahre 1929 als junger Mensch miterlebt. Können Sie Parallelen zu der heutigen Krise erkennen? Richter: Auch damals war es eine Weltkatastrophe. Was ich mitbekommen habe, war das öffentliche Bild von Armut und Bettelei, eine große Niedergeschlagenheit. Auch diesmal reicht die Verunsicherung der Menschen tiefer, als es oberflächlich den Anschein hat. Es gibt mehr heimlichen Pessimismus, als zugegeben wird. SPIEGEL ONLINE: Woher kommt denn dieses versteckte, depressive Lebensgefühl? Richter: Da sind die Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg. Sorge macht auch der riesige staatliche Schuldenberg mit den Spätfolgen. Niemand befürchtet durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise eine psychische Destabilisierung, die damals zum Nährboden für den Zerfall der Demokratie mit nationalistischen Ressentiments und rassistischer Verfolgung führte. Heute grassiert nur Unmut über die Bankenbranche. Doch der lässt sich schwer abreagieren, weil die Banken größtenteils nur ihren Job erledigt haben, meist ohne gegen Gesetze zu verstoßen. SPIEGEL ONLINE: Weshalb man sie auch nicht belangen kann. Richter: Dass sie nicht bestraft werden können, ist bezeichnend und spiegelt einen Sittenverfall in unserer Gesellschaft wider. Selbst Manager, die für eine offensichtliche Straftat belangt werden, ernten meist Milde. Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel zum Beispiel ist sogar noch mit einer riesigen Abfindung davongekommen und ins Gefängnis musste er auch nicht. Dabei hat er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen. Immerhin ist Zumwinkel einer der wenigen, die sich zum Abreagieren von Empörung anbieten. Scharen von unverantwortlichen Zockern auf den Finanzmärkten bleiben ungeschoren. |
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