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"Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein."

Aus: Rainer Maria Rilke, Herbsttag - weiterlesen...

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Gedanken zum September 2005

Monat September
 
Über die Steiermark gießt die Natur - wie in jedem Herbst über viele Regionen - ihre ganze verschwenderische Farbenpracht, die die landschaftliche Abwechslung noch vielfältiger erscheinen lässt: In der Obersteiermark wird sie vom Hochgebirge geprägt, während der südliche Landesteil dieses zweitgrößten Bundeslandes Österreichs von weitläufigen mit ausgedehnten Weingärten und Obstplantagen bedeckten Hügeln gekennzeichnet ist. Diese zivilisatorisch noch unverfälschte Vielfalt der Landschaft taucht in den herbstlichen Tagen in ein Farbenspiel, das gleichsam die aufregende Kulisse für ein unvergleichliches Radtour-Erlebnis in dieser Gegend bietet ...

Nach einer arbeitsreichen Woche auf der XIII. Internationalen Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer (IDT) in der dortigen, vielfach geehrten Stadt Graz - wegen ihres noch überraschend gut erhaltenen Stadtkerns wurde sie1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und wirkte 2003 als die Kulturhauptstadt Europas – feierten die noch nicht heimgereisten Teilnehmer/-innen am Sonnabend, dem 6. August; in der Schlossbergbühne „Kasematten“ den Abschluss ihrer Fachkonferenz. Die romantische Kulisse der Schlossbergbefestigung im Herzen der Grazer Altstadt bot eine unvergesslich historische Szenerie für die Präsentation der Ergebnisse und den Ausblick der Begegnung von so vielen an der deutschen Sprache und Kultur Interessierten aus aller Welt. Es fällt schwer, sich in dieser Atmosphäre an die von der Präsidentin des Goethe-Instituts, Frau Professor Jutta Limbach, natürlich für die allgemeine Situation zu Recht geäußerte Klage über das "unterkühlte Verhältnis der jüngeren Generation in Deutschland zur eigenen Muttersprache" zu erinnern. Und es tut gut, auf unserer Startseite die Textstelle präsent zu haben, in der noch vor dem Beitritt von zehn Ost- und Südosteuropäischen Ländern zur Europäischen Union in der Rede von Staatsminister Hans Martin Bury im Deutschen Bundestag am 22. Mai 2003 festgeschrieben wurde: „Unser Ziel ist ein EU-Sprachenregime in der erweiterten Union, das die Stellung der deutschen Sprache festigt und zugleich die Effizienz, Transparenz und Legitimität der Institutionen stärkt sowie die Sprachenvielfalt und den kulturellen Reichtum fördert. Europa hatte nie das Ziel, Schmelztiegel zu sein oder zu werden. Europas Stärke ist seine Vielfalt.“
Anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen (ETS) am kommenden 26. September 2005 werden wir thematisieren, wie mit diesem Aktionstag der Europarat die Bedeutung von Sprachenlernen und die sprachlich-kulturelle Vielfalt Europas in den Mittelpunkt rückt. Wir schlagen hier den Bogen zur XII. IDT vom 30. Juli – 4. August 2001 in Luzern/Schweiz unter dem Thema „mehr Sprache – mehrsprachig – mit Deutsch“. Das erste Mal wurde der ETS im Europäischen Jahr der Sprachen (2001) in mehr als 45 Ländern durchgeführt. Seither finden jedes Jahr am und um diesen Aktionstag europaweit zahlreiche Veranstaltungen statt, um auf den Wert von Sprachkenntnissen aufmerksam zu machen und Menschen aller Altersgruppen zum Sprachenlernen zu motivieren.

Fernab von dem internationalen Treffen der Deutsch-Liebhaberinnen und -liebhaber aus aller Welt - und doch inmitten von ihnen - verteilte an jenem Grazer Abschieds-Tag auf dem etwas steilen Weg vom Schlossberg durch die verwinkelten Gassen hinab in die malerische Grazer Altstadt ein Mitarbeiter der Steirischen Friedensplattform ein Faltblatt mit der beunruhigenden Zeile: Hiroshima und Nagasaki 1945-2005. Inhalt des Flugblattes, auch heute noch im Internet abrufbar, sind die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am gleichen Tag des August vor sechzig Jahren sowie die steigende Gefahr durch die anhaltende und nicht mehr kontrollierbare atomare Bewaffnung im Heute und Jetzt. Unsere Retrospektive zu „60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs“, eine Reihe zum Gedenken an die Millionen Gefallenen, an die in Konzentrationslagern Umgebrachten, durch Bomben oder in Gefangenschaft Gestorbenen, Verwundeten oder Vertriebenen, erhält ein neues Kapitel. Nach Professor. Dr. Ulrich Gottstein ist der 6. August 1945, als die US-amerikanische Regierung die japanische Zivilistenstadt Hiroshima mit der Uran-Atombombe „little boy“ auslöschen ließ und drei Tage später danach mit der Plutonium-Atombombe „fat man“ die Stadt Nagasaki kein abgeschlossenes Kapitel unserer Menschheitsgeschichte auf dieser Erde. Professor Gottstein, Gründungs- und Ehrenvorstandsmitglied der Vereinigung „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) erinnert in seinem Gedenk-Vortrag auf dem IPPNW-Benefizkonzert in Berlin an Hunderttausende japanischer Kinder, Frauen und Männer sowie an mehrere tausend koreanische Kriegsgefangene, ferner an nahezu alle Ärzte und Krankenschwestern, die entweder sofort getötet wurden, oder die qualvoll in den folgenden Stunden, Tagen, Wochen und Monaten ihren massiven Trümmerfrakturen, Verbrennungen und Verstrahlungen erlagen. „Tausende der Überlebenden erkrankten später an Leukämien und anderen Krebsarten, alle hatten schwerste seelische Schäden erlitten“ ...
Ende Mai ging die 6. vierwöchige „UN-Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages“ in New York ohne positive Ergebnisse zu Ende. Das Treffen wurde in diesem Jahr von den Sorgen zahlreicher Staaten über die Atomprogramme im Iran und Nordkorea geprägt. Der Antikriegstag am 1. September 2005 gibt Anlass, sich neu mit dem Inhalt des Atomwaffensperrvertrags aus dem Jahr 1970 und mit der bestehenden und neuen nuklearen Bedrohung zu beschäftigen. Internationale Ärzte zur Verhinderung eines Atomkrieges warnen vor dem Tabu-Bruch: Atomwaffen sollen nicht mehr nur der Abschreckung dienen, sondern auch in bewaffneten Konflikten „selektiv“ eingesetzt werden. Mitglieder der Steirischen Friedensplattform verurteilen auf ihrem Flugblatt so wie Professor Gottstein in seinem Vortrag, dass die USA neu projektierte Generationen von Nuklear-Waffen planen und immer mehr Staaten und nichtstaatliche Akteure nach dieser Massenvernichtungswaffe greifen. Dabei ist vor aller Welt offenbar, dass die amerikanische Regierung, wenn sie den Abbruch atomarer Waffenherstellung in anderen Ländern fordert, selbst dieser Forderung nachkommen müsste. Im Monat September, 4 Jahre nach dem Beginn der weltweit-akuten Terrorgefahr am 11. September in New York, muss unüberhörbar auf allen Ebenen der Weltpolitik die Gefahr, dass die neue Atomwaffendoktrin den Terroristen gleichsam Atomwaffen in die Hände spielt, benannt werden.

Der unbedingt benötigte mahnende Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart lenkt unser Augenmerk auf einen erlebnisorientierten Geschichts- und Gegenwartsunterricht und damit insgesamt auf Schulstuben von heute. Klicken wir auf unser Bildungs - Spezial aus dem Jahr nach der Schulleistungsstudie PISA I (2000), reaktivieren wir dort die berühmte Formel für einen kreativen Unterricht „Wissen plus E3“: Wissen + Energie, Engagement und Eigeninitiative, vorgestellt von der Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Frau Mei-Pochtler. PISA II (2003) belegt, dass die deutschen Bildungspolitiker und Lehrer/-innen begonnen haben, selbst diese Impulse ernst zu nehmen. Ihre Reformanstrengung führte zunächst dazu, dass nach PISA II die fünfzehnjährigen Schüler wenigstens einen Platz im Mittelfeld einnehmen. (Bei dem internationalen Vergleich 2000 schnitten die deutschen Schüler/-innen in den drei Kategorien Lesen, Schreiben und Naturwissenschaften durchweg schlecht ab.)
In unserem Fragenkatalog zu den erst kürzlich vorgelegten PISA-Ergebnissen spitzen wir das Fragebedürfnis u.a. auf zwei entscheidende Punkte in der gegenwärtigen Bildungsreform-Debatte zu. Erstens hängt in keiner anderen Industrienation der Schulerfolg eines Kindes so sehr vom Einkommen und Bildungsniveau der Eltern ab wie in Deutschland. Zweitens entbrennt der Streit erneut um Schulstrukturdebatten. Schon mit zehn Jahren werden die Kinder in verschiedene Schulformen aufgeteilt, zu früh angesichts der dafür noch fehlenden Entwicklungsqualitäten.
Im Vorfeld des Deutschen Einheitstages im Oktober verweisen wir in unserer Link-Sammlung jetzt schon darauf, dass es eine nachhaltige Rückbesinnung auf sinnvolle Bestandteile des DDR-Bildungssystems geben sollte. Nunmehr - 16 Jahre Abstand zu kritikwürdigen Zuständen - erlauben, die damalige Fachliteratur über wertvolle Phasen beim Heranwachsen eines Kindes, die Kinderkrippen und – Kindergartenzeit, neu aufzuarbeiten und sie für die gegenwärtigen gesamtdeutschen Bemühungen um geforderte Bildungs- und Erziehungsstandards zu nutzen. Auch der Ende August vorgestellte 12. Kinder- und Jugendbericht zu „Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule“ macht auf den Handlungsbedarf bei Kitas und Bildung in dieser Weise dringend aufmerksam.

Über eine Million Jugendliche sind im August nach Köln zum katholischen Weltjugendtag „gepilgert“. In ihrem Gepäck trugen sie die Suche nach Wahrheit, Friedfertigkeit und Liebe, eine Sehnsucht und ein Ringen vieler Religionen. Sie bereiteten sich sicherlich die erhoffte Ermutigung in ihrer gegenseitigen Begegnung. Ob sie sie nachwirkend auch vom Super-Event-Charakter vieler Veranstaltungen erfahren konnten, bleibt bedenklich. Denn dieser vermittelte doch in Vielem gerade das, was Vatikan und Papst eigentlich kritisieren wollten.
Im September erleben wir den 40. Todestag von Albert Schweitzer (1875-1965), dem „Urwalddoktor“ von Lambarene, dem Philosophen, wissenschaftlichen und praktischen Theologen, Musikhistoriker (Bachmonograph) und praktischem Musiker. Viele Menschen weltweit werden erneut aus seiner tatsächlich wirkenden humanen Haltung und Gedankenwelt zum Sinn des Lebens schöpfen.
Die „Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ setzen sich seit ihrer Gründung 1989 ganz im Sinne von Albert Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben“ für die Verhinderung eines Atomkriegs ein. In seiner Rede anlässlich der Übergabe des Friedensnobelpreises vom 4. November 1954 in Oslo äußerte sich Schweitzer zum wiederholten Male gegen die Atombombe und Atomtests. Von vielen Freunden und bekannten Wissenschaftlern, darunter dem am 18. April 1955 verstorbenen und in diesem Jahr viel gefeierten Albert Einstein, wurde Schweitzer immer wieder gedrängt, öffentlich gegen die Bedrohung durch nukleare Verseuchung und der davon ausgehenden Gefahr für die Menschen aufzurütteln.
Wir verdanken Professor Gottstein in seinem Vortrag auf dem IPPNW- Benefizkonzert in Berlin die erinnernde Warnung General Omar Bradleys, US-amerikanischer Chef der Vereinigten Stabschefs der USA, Zeuge der Atomwaffenabwürfe in einer berühmt gewordenen Rede anlässlich seiner Pensionierung: „Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit erreicht hat, und Macht ohne Gewissen“.
Es bleibt bei all dem jeweils von uns selbst zu überlegen und zu prüfen, wo wir jene Schweitzerische „Ehrfurcht vor dem Leben“ wirksam praktisch leben und verstärken können.
Dazu Mut und Geduld wünscht

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